Progesteron und Sertralin

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Susilein86
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Progesteron und Sertralin

Beitrag von Susilein86 »

Hallo,

ich bin relativ neu hier und habe mich auch schon vorgestellt. Marika riet mir meine speziellen Fragen zu Progesteron hier zu stellen.

Hier eine kurze Zusammenfassung meiner Geschichte falls jemand den Vorstellungspost nicht gelesen hat (der ist ziemlich lang):
Ich bin 37 Jahre alt und habe am 03.11.23 mein erstes Kind, einen kleinen Sohn, zur Welt gebracht. Der Kleine kam vier Wochen zu früh und per Kaiserschnitt auf die Welt. Von Anfang an habe ich mir sehr große Sorgen um das kleine Bündel Leben gemacht. Nach vier Wochen habe ich abgestillt weil nicht genug Milch kam und nach fünf Wochen begannen psychische Probleme. Hauptsächlich Ängste mit dem Buben alleine zu sein und ES nicht zu schaffen.
Anfang des Jahres hatten dann der kleine und ich auch noch Corona. Das hat mich dann komplett aus der Bahn geworfen.
Ab da bestimmten Ängste, Panik, Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit, blöde Gedanken mein Leben, konnte nicht mehr mit dem kleinen Mann alleine sein...
Seit letzter Woche Dienstag bin ich stationär in einer Klinik, ich bekomme Sertralin - aktuell sind wir bei 50mg. Opipramol 100mg zum schlafen und als Bedarf Quetiapin und Tavor. Nebenwirkungen vom Sertralin halten sich bis jetzt Gott sei Dank in Grenzen.

Nun zum Thema Progesteron:

Ich habe seit der Geburt bereits 3x meine Tage bekommen. Wobei es keine richtigen Blutungen waren sondern eher kurz, so um die 3 Tage. In den Tagen davor fühlte ich mich immer sehr schlecht (ich nenne es Wellen) - auch als ich in die Klinik ging setzte am Tag darauf eine Blutung ein. Besserung brachte es aber keine.

In der 2. Welle ging ich zum Frauenarzt und bat um einen Bluttest um die Hormone zu bestimmen. Er machte auch eine Ultraschall-Untersuchung und stellte fest dass ein Ei am reifen war und sagte mir wann ich zur Blutabnahme kommen sollte - gesagt, getan.
Heraus kam dass nahezu kein Progesteron vorhanden war. Er schrieb mir daraufhin Famenita 200mg auf, sollte ich abends nehmen. Damit fühlte ich mich tatsächlich eine Woche nahezu normal. Als dann die nächste Blutung einsetzte musste ich das Progesteron weglassen und der Spuk begann von vorne.

Ich vermute stark dass bei mir hormonell etwas gravierend aus dem Ruder gelaufen ist. Mein letzter Zyklus dauerte nur 18 Tage und am Tag vor der letzten Blutung ging ich in die Klinik weil es mir so dermaßen schlecht ging.

Wo ist das Progesteron hin?
Wenn ein Ei reift muss es doch auch einen Gelbkörper geben? Ich verstehe das alles nicht.

Hat jemand Erfahrungen mit Progesteron und Sertralin?

Nimmt Sertralin auch auf den Zyklus Einfluss?

Oder allgemein mit dem Einpendeln der Hormone nach der Geburt?
Mönchspfeffer hat mir mein Frauenarzt empfohlen - bringt gefühlt aber nix.

Soll ich mich mal an einen Endokrinologen wenden?

SD ist auf den ersten Blick ok: TSH unter 2, ft3 und ft4 im mittleren Normbereich.
Prolaktinwert ist auch ok. Prolaktin drückt ja Progesteron runter.
Cortisolwert weiß ich nicht.
Meine Brüste produzieren auch immer noch Sekret, also da ist auch noch nicht wieder alles beim alten.

Wieder Fragen über Fragen... würde mich über Antwort trotzdem sehr freuen
Möchte wieder normal sein und das Leben mit meiner Familie genießen.

Liebe Grüße
Susilein
alibo79
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Re: Progesteron und Sertralin

Beitrag von alibo79 »

Hey Susi, ich antworte dir eben hier und nicht in der Vorstellung Runde.
Ich finde es gut da mal einen Endokrinologen zu fragen. Ich weiß über Progesteron, dass es beruhigend und entspannend wirkt. Das der Zyklus zu Kurz ist, hängt mit dem niedrigen Progesteron Spiegel zusammen.
Progesteron wird im Körper aus ,, fettsäuren ,, aufgebaut, falls du sehr dünn bist oder viel abgenommen hast, hat der Körper nicht genügend Baustoffe dafür. Zudem wird meine ich Cortison aus den gleichen Baustoffe hergestellt und vorrangig hergestellt, denn quasi ,, Flucht Modus,, ist überlebenswichtig und Fortpflanzung eben nicht. Bei Ängste und Depressionen ist ua der Bereich i. Gehirn überaktiv, das limbische System mit der amygdala, das für Angst Regulation und Überleben wichtig ist. Daher kommen auch oft diese Ängste und unruhe. Das ist in der Evolution ein sehr alter Bereich und der sehr automatisch arbeitet.
Und dann musst du bedenken, dass du ja wirklich viele hormonelle Veränderungen mit Schwangerschaft und Geburt, stillen usw hast, da braucht der Körper Zeit bis sich alles wieder einpendeln wird. Ich hatte bei meinen beiden Kindern erst nach 1 Jahr wieder überhaupt einen Zyklus.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
alibo79
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Re: Progesteron und Sertralin

Beitrag von alibo79 »

Ansonsten kann ich mich den anderen anschließen, du darfst dir noch ganz viel Zeit geben. Die Medikamente brauchen bis sie wirken. Du bist ja gerade erst damit gestartet. Und du hast dir definitiv die Krankheit durch deine Sorgen selbst herbei geführt. Sondern eher andersherum. Dadurch, dass dein Gehirn nicht richtig arbeitet entstehen diese Gedanken und Gefühle und vielleicht waren das die ersten Anzeichen der Krankheit. Das gleiche konnte ich damals bei mir sehen. Im Nachhinein habe ich alle früh Warnzeichen erkannt nur damals noch nicht realisiert.
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Marika
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Re: Progesteron und Sertralin

Beitrag von Marika »

Ich glaube alibo hat das "nicht" vergessen in dem Satz.... selbst herbeigeführt :wink:
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
alibo79
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Re: Progesteron und Sertralin

Beitrag von alibo79 »

Oh ja, danke Marika, gut dass du Korrektur gelesen hast. Das hätte sonst ein blödes Missverständnis gegeben. 😘
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Marika
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Re: Progesteron und Sertralin

Beitrag von Marika »

Ist mir auch schon passiert :wink:
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Susilein86
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Re: Progesteron und Sertralin

Beitrag von Susilein86 »

Bin auch grade erschrocken. Der nächste Satz hat es aber geklärt :wink:

Vielen Dank für eure Antworten.
Ich lese es mir einfach immer wieder durch.
Ich kann da nix dafür. Das weiß ich. Muss jetzt das beste draus machen und mich auf mich konzentrieren.
Hatte heute auch ein ganz tolles Gespräch mit einer lieben Mitarbeiterin hier. Die hat mir das auch noch mal ganz gut erklärt - ich muss das leider immer öfters hören, mein Hirn meldet sich immer dazwischen und funkt quer - ist auch die Depression.
Da kam bei mir halt einiges zusammen:
- Schwangerschaft und Geburt
- Stress mit dem Baby
- Genetische Vorbelastung durch Mutter
- Corona
- Hormone spielen auch verrückt

Das ist halt auch verdammt viel und braucht Zeit.

Ich bin froh dass es Medikamente gibt und versuche geduldig zu sein... schweeeer...
Ich kann mir halt grade schwer vorstellen dass ich mal unbeschwert mit meinem kleinen Mann die Zeit genießen kann. Heute wird er 4 Monate alt - meine Mutter sagte heute dass es,mir wenn er 6 Monate alt ist schon besser gehen wird. Da freue ich mich drauf :-)

Schönen Abend wünsche ich euch
Liebe Grüße Susi
alibo79
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Re: Progesteron und Sertralin

Beitrag von alibo79 »

Da hat deine Mutter auf jeden Fall Recht, oft kann man mit bisschen zeitlichen Abstand einen Fortschritt sehen, von Monat zu Monat. Selbst ich kann das heute immer noch sagen, dass ich wenn ich ein Jahr zurück blicke immer noch eine weitere Entwicklung sehe, das kann dir Marika bestimmt auch bestätigen.
Ich bin mir sicher, wenn der Frühling so richtig da ist, das du sagst: krass wenn ich an den Januar denke oder Februar, geht es mir schon um einiges besser!
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
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Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
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Fipsie81
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Re: Progesteron und Sertralin

Beitrag von Fipsie81 »

Hallo Susilein,
Ich habe gerade erst deinen Beitrag gesehen, weil ich recht lange nicht mehr hier im Forum war. Aber vielleicht hilft dir meine Antwort trotzdem noch.
Ich habe auch das Gefühl, dass Citalopram zum Beispiel meine Hormone stark beeinflusst, ein Arzt konnte mir das bisher noch nicht bestätigen, allerdings habe ich im Internet dazu auch schon einiges gefunden…ähnliche Berichte von anderen Frauen. Eines weiß ich auf jeden Fall ganz sicher. Progesteron ist der Ausgangsstoff für ganz viele Hormone im Körper und wird zum Beispiel auch zu Östrogen oder auch Cortisol umgebaut. D.h. wenn du in einer stressigen Phase bist (in der man mit kleinen Kindern ja irgendwie oft ist) dann kommt es Progesteron überhaupt nicht richtig im Körper an, weil es sofort zu anderen Hormonen verstoffwechselt wird, die dem Körper noch wichtiger sind. So entsteht ganz häufig zum Beispiel auch eine Östrogendominanz. Bei der hast du dann eben auch Probleme, die sich ganz unterschiedlich auswirken können. Bei manchen fühlt es sich an wie die Wechseljahre.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mir ein Endokrinologe nicht wirklich weiterhelfen kann, ich bin erst mit einem Endokrinologisches Frauenarzt Richtig zur Lösung gekommen, weil der eben tatsächlich nur die Hormone anschaut, die bei uns Frauen eben für ein Wohlgefühl und Entspannung sorgen und nicht auch noch alles andere. also wenn du da mal im Internet schaust, ob du jemanden bei dir in der Nähe findest, wäre das glaube ich die beste Lösung.
Liebe Grüße und Alles Gute
Erste depressive Episode 2010
Nach Geburt meiner Tochter 2014 PPD mit Angststörung und starken ZG
Das Ganze wieder nach Geburt meines Sohnes 2018. Nehme in all der Zeit Citalopram, mal mehr mal weniger, versuchte immer auszuschleichen, einmal habe ich es sogar geschafft, und dann doch wieder nehmen müssen.
Letzte Reduktion vor einem Jahr auf 10mg was aktuell ziemlich in die Hose geht. Seit ein paar Wochen wieder auf 20mg und hoffentlich auf dem Weg in eine Stabilität
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