Ich gebe es auf, aufzuhören... [Citalopram]

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Martina

Ich gebe es auf, aufzuhören... [Citalopram]

Beitrag von Martina »

Ihr habt mir ja alle dagegen geraten, und ich bin von 10mg weiter auf 5mg runter gegangen für eine Weile, aber ich habe sofort gemerkt, dass es mir definitiv nicht gut getan hat.... sofort bin ich psychisch wieder Achterbahn gefahren. Jetzt nehme ich es weiterhin und schlage mich nicht mehr mit dem Gedanken herum, es aufzugeben.

Ich würde mir ja wünschen, eines Tages "normal" leben zu können, irgendwie belastet es mich schon, täglich eine Tablette nehmen zu müssen... aber ob das geht?

Danke für euren Rat übrigens ;-)

Liebe Grüße
Martina
Milla

Beitrag von Milla »

Liebe Martina!

Warum belastet es dich,EINE Tabletten zu nehmen?

Ich bin so froh,ein Mittel zu haben,das mir hilft,wieder normal zu leben!!! :D

Wenn der Arzt einverstanden ist,würde ich sogar Ciprlex mein Leben lang nehmen!:wink:

LGMilla
Martina

Beitrag von Martina »

Hallo Milla,

ich weiß es nicht... vielleicht weil ich gern natürlich lebe, weil meine Mutter tablettensüchtig war/ist und ich eine natürliche Abneigung dagegen habe... weil ich denke, ich bin eine Versagerin, weil ich es ohne Tabletten nicht schaffe... weil Abhängigkeit von IRGENDWAS mir Angst macht... es könnten viele Gründe sein...

Es ist einfach schwer zu verstehen, dass man Tabletten braucht, um psychisch gesund zu sein...

Trotzdem kann ich ja wirklich dankbar sein, dass das Mittel bei mir so eingeschlagen hat, und es war ja auch der erste Versuch.

Sogar mein Freund sagt, ich solle bloß nicht damit aufhören, komischerweise gibt mir das irgendwie "Sicherheit", dass er mich "trotzdem" mag...

Liebe Grüße
Martina
Karin Andrea

Beitrag von Karin Andrea »

Liebe Martina!

Ich verstehe dich sehr gut, denn ich habe auch eine Abneigung gegen jede Art von Abhängigkeit. Ich nehme nur Johanniskraut und da denke ich schon, oje, ich habe es vergessen, hoffentlich geht es mir jetzt nicht schlecht. Und das obwohl es mir in letzter Zeit besser denn je geht. Ich glaube, man ist durch die Angst vor Abhängigkeit noch empfindlicher auf negative Strömungen, die sonst ganz normal wären. Und wenn es bei deiner Mutter eine Tablettensucht gab, dann ist die Angst natürlich noch viel größer.
Ich denke, dass das Problem im Grunde bei fehlender Annahme liegt. Selbstannahme, Annahme von Situationen,... statt einfach mal die Gegenwart zu genießen und froh darüber zu sein, dass es gut läuft.

Ich habe kürzlich einen guten Spruch gehört, allerdings bei einer Kindersendung meines Sohnes :-) Ob so oder so, nimms an und sei froh.
Wenn mich eine leichte Unzufriedenheit überkommt denke ich dran und es geht mir gleich wieder besser.

lg Karin
Milla

Beitrag von Milla »

Ja, diese Ängste vor Abhängigkeit hatte ich ja vermutet.

Ich habe persönlich keine Probleme damit,denn ich sehe meine "Beziehung zu meinen Tabletten" nicht als Abhängigkeit,sondern ich sehe diese Tabletten als notwendige Krüke für meine verletzte Seele.

Ja, durch die Mißhandlungen in meiner Kindheit und Jugend ist mein Gehirn so geschädigt worden,daß er nicht mehr allein richtig funktionnieren kann.

Er braucht also kleine Helfer,so wie Amputierte ja eine Prothese brauchen.

Ich fühle mich deswegen nicht abhängig,sondern unterstützt.

Ich hatte ja diesen TV- Bericht über Elektrokrampftherapie hier bekanntgegeben.Drin stand , daß bei Depressiven ein Teil des Gehirns,das für die Emotionen zuständig ist (weiß den Namen nicht mehr) geschrumpft ist,es fehlen also Zellen.Langandauernder Stress ist dafür verantwortlich,weshalb Leute,die viel Stress haben (wie Frauen nach einer Geburt) oft in eine Depression verfallen.Sowohl die Elektrokrampftherapie als auch Antidepressiva, aber auch Sport (wenn er ebenso regelmäßig betrieben wird),lassen diese Zellen wieder spriessen,so daß dieser Teil des Gehirns wieder normal arbeiten kann.Auf dieser Weise kann man positive Emotionen wie Freude,Glück,Begeisterung wieder empfinden.

Und dieser Prozess dauert ja lange.Deshalb soll man die Tabletten solange wie möglich einnehmen.Ich muß z.B. Cipralex 2 Jahre lang einnehmen und vielleicht sogar ein Leben lang.

Betrachte diese kleinen Pillen als Chance,wieder dich selbst zu sein und ein normales,glückliches Leben zu führen.Es ist allemal besser,das Gefühl zu haben,von diesen Pillen abhängig zu sein,als von Menschen , die uns verletzen und demütigen (unsere Eltern z.B. oder für dich dein Ex.).Diese Abhängigkeit ist eine "gute" Abhängigkeit, denn sie heilt uns statt uns zu zerstören wie gitiftige Beziehungen,Alkohol oder Drogen.

Du schreibst,deine Mutter ist tablettensüchtig:um welche Medis handelt es sich?Um Benzodiazepinen?

ADs machen übrigens körperlich nicht abhängig:man muß die Dosis mit der Zeit nicht erhöhen,wie bei anderen Drogen,d.h. der Körper gewöhnt sich nicht an die Wirkung,sondern diese bleibt gleich.Und man kann sie danach absetzen,ohne Abhängigkeitsprobleme danach (Entzungssymptome)zu bekommen.30% der Leute empfinden nach dem Absetzen unangenehme Absetzssymptome,die aber vorübergehend sind,d.h höchtens ein paar Wochen dauern.Deshalb soll man die Tabs auch sehr langsam herunterdosieren.

LGMilla
Milla

Beitrag von Milla »

Ich bin übrigens von diesem Forum schwer abhängig! :wink:

Aber das ist eine gute Abhängigkeit,denn sie tut mir gut und hoffentlich tue ich damit auch anderen gut! :D

LGMilla
Martina

Beitrag von Martina »

Milla hat geschrieben:Ich hatte ja diesen TV- Bericht über Elektrokrampftherapie hier bekanntgegeben.Drin stand , daß bei Depressiven ein Teil des Gehirns,das für die Emotionen zuständig ist (weiß den Namen nicht mehr) geschrumpft ist,es fehlen also Zellen.Langandauernder Stress ist dafür verantwortlich,weshalb Leute,die viel Stress haben (wie Frauen nach einer Geburt) oft in eine Depression verfallen.Sowohl die Elektrokrampftherapie als auch Antidepressiva, aber auch Sport (wenn er ebenso regelmäßig betrieben wird),lassen diese Zellen wieder spriessen,so daß dieser Teil des Gehirns wieder normal arbeiten kann.Auf dieser Weise kann man positive Emotionen wie Freude,Glück,Begeisterung wieder empfinden.

Und dieser Prozess dauert ja lange.Deshalb soll man die Tabletten solange wie möglich einnehmen.Ich muß z.B. Cipralex 2 Jahre lang einnehmen und vielleicht sogar ein Leben lang.
Wenn das so ist.... hast du wohl Recht!
Milla hat geschrieben:Du schreibst,deine Mutter ist tablettensüchtig:um welche Medis handelt es sich?Um Benzodiazepinen?
Inwieweit sie heute noch was nimmt, weiß ich nicht, aber früher waren es vormittags Aufputschmittel, nachmittags Valium und zum Schlafen Schlaftabletten...

Danke dir, Milla :P

Zur Zeit bin ich elendig erschöpft, weil mein Kind in einer TrotzHOCHphase ist und SUPERÄTZEND. Schrecklich ist, das eine Kämpferei und wirklich mögen tu ich mein Kind sooo nicht :evil:. Außerdem bin ich nach dem halben Tag spätestens einfach psychisch und körperlich ausgelaugt...

Liebe Grüße
Martina
Martina

Beitrag von Martina »

Danke auch für deine liebe Antwort, Karin.
Karin Andrea hat geschrieben:Ich denke, dass das Problem im Grunde bei fehlender Annahme liegt. Selbstannahme, Annahme von Situationen,... statt einfach mal die Gegenwart zu genießen und froh darüber zu sein, dass es gut läuft.
Stimmt, hast Recht. Damit habe ich eh ein Problem, wenn es auch schon besser gewesen ist, aber ich bin (mir) nie gut genug, nie fleißig genug, nie schön genug, nie klug genug, nie geduldig genug usw., usf.!
Karin Andrea hat geschrieben:Ich habe kürzlich einen guten Spruch gehört, allerdings bei einer Kindersendung meines Sohnes :-) Ob so oder so, nimms an und sei froh.
Wenn mich eine leichte Unzufriedenheit überkommt denke ich dran und es geht mir gleich wieder besser.

lg Karin
Gute Idee, Danke für den Spruch!

LG
Martina
ubure

Beitrag von ubure »

Liebe Martina,

mach Dir keine Sorgen! Ich kann Deine Bedenken schon verstehen, aber sieh mal, wenn schon so eine Mini-Dosis so gut bei Dir hilft, dann hast Du ja gute Chancen, das AD relativ schnell wieder abzusetzen. Und bis dahin versuch gar nicht darüber nachzudenken, so wie bei der Pille.

Mein Psychiater hat mir am Anfang mal gesagt, dass die tägliche Tablette AD um eine Vielfaches harmloser ist als z.B. Aspirin oder Parazetamol, das sich die meisten Menschen ganz ohne Bedenken bereitwillig einschmeißen, oft auch mehrere auf einmal. Also! Und mir geht's wie Milla - mein AD ist mein kleiner Helfer, auf den ich mich verlassen kann und der mich - wenn denn sein muss (und so sieht es wohl aus) - gerne bis in die Grube begleiten kann.

Wohnst Du eigentlich am Meer? Das wäre ja mein AD schlechthin :lol: :lol: !

Das wird schon, wirst sehen!

Alles Liebe,
Inez
Martina

Beitrag von Martina »

Danke für deine Antwort.
Wohnst Du eigentlich am Meer? Das wäre ja mein AD schlechthin :lol: :lol: !
Na ja, wie man's nimmt ;-). Ein paar km Luftlinie, aber ich schau auf's Meer. Wie ein Freund mal sagte: "Wie kann man bei so einem Ausblick Depressionen haben."

LG
Martina
Karin Andrea

Beitrag von Karin Andrea »

Liebe Martina!

Mein Sohn hat mich auch an den Rand des Wahnsinns gebracht in seiner ärgsten Trotzzeit (mit 3 Jahren). Er hat auf mich eingeschlagen, getreten, gespuckt, stundenlang gebrüllt und getobt, zeitweise sogar nachts. Als berufstätige Alleinerzieherin trifft einen das doppelt hart. Nie eine Auszeit, nie erholen, nie genug Schlaf. Und auch wenn man schon am Platzen ist, man kann nicht mal 5 Minuten raus. Das ist Megastress und das hat mich genauso fertig gemacht. In so einer Phase würde ich dir auch nicht empfehlen die Dosis zu reduzieren, denn das geht auch ohne Depression an den Rand der Kraft. ABER ES GEHT VORBEI!

Du schreibst: So mag ich meine Tochter nicht. Ich weiß, du meinst ihr momentanes Verhalten. Aber sie spürt die Ablehnung und das macht es nur schlimmer. Das ist auch wieder die fehlende Annahme! Deine Tochter kann es momentan nicht besser. Sie sucht ihre Grenzen und Hilfe.
Ich habe bei Tristan versucht dagegen anzukämpfen, aber wir sind in einen totalen Machtkampf geschlittert. Und dabei verliert man. Das kostet so viel unnötige Kraft. Ich musste total umdenken lernen. Vorher dachte ich immer: Ich mache alles für ihn, warum hilft es nicht und er führt sich trotzdem so auf? Was mache ich falsch? Da steht wieder der Perfektionismus im Weg. Damit ist ein kleines Kind hoffnungslos überfordert. Ich habe versucht über kleinere Ausrutscher hinwegzusehen und nur bei größeren einzuschreiten. Je ruhiger ich dabei geblieben bin, umso besser hats funktioniert. Statt die Gedanken: Oh nein, nicht schon wieder - habe ich mir wie ein kranker Esel vorgesagt: Er kann nichts dafür, er braucht Hilfe,... Durch absolute Zuwendung (positive): Was ist los, wo liegt das Problem - mit in den Arm nehmen - ist die Situation meist entschärft. Anfangs war es sehr schwer, denn ich musste ihn manchmal fast eine Stunde festhalten, weil er sonst auf mich eingeschlagen hätte. Auf dem Boden sitzend, er mit dem Rücken zu mir und ich habe ihn mit Armen und Beinen gehalten, sonst hätte ich es nicht geschafft. Wir waren beide total durchgeschwitzt nachher. Vorher hatte ich eine Kinderpsychologin um Rat gefragt, habe Tristan sogar austesten lassen, weil ich dachte, das ist nicht mehr normal wie er sich aufführt und ich halte das nicht mehr aus. Aber er ist vollkommen normal entwickelt, in vielen Bereichen sogar überdurchschnittlich. Ich hatte auch nicht verstanden, dass Tristan bei anderen Kindern nie schlägt, sich sogar alles gefallen lässt und bei mir haut und tritt er. Aber die Psychologin meinte, ich müsste das als Kompliment sehen, weil er bei mir das Vertrauen und Sicherheit hat, alles rauszulassen. Es hat einige Zeit gedauert, bis ich das so sehen konnte. Die Trennung machte ihm zu schaffen, obwohl er das nie gezeigt hat. Durch kleine Geschichten hat er es ganz gut verstanden.

Heute sehe ich es so, dass ich durch diese schwierige Phase mit Tristan irrsinnig viel gelernt habe. Ich habe meine Probleme - den Perfektionismus, begründet durch das Verhältnis zu meiner Mutter, zu wenig Selbstannahme, erkannt und werde mir dadurch mein/unser Leben nicht mehr beeinträchtigen lassen. Seit einem Tief im Sommer, wo natürlich auch ein Trotzwelle dazukam, läuft es wirklich toll.

Entschuldige, dass das so irrsinnig lang geworden ist, aber kürzer konnte ich es nicht erklären. Im Grunde wollte ich sagen: Du machst nichts falsch, bist eine gute Mutter und durch diese Phase muss man durch. Sie kommt in Wellen, die immer kleiner werden. Tristan kommt seit einiger Zeit ganz alleine und sagt: Entschuldigung Mama, ich wollte das nicht. Und dabei wird mir ganz warm ums Herz.

Ich wünsche dir viel Kraft und hoffe, dass du auch ein bisschen Zeit für dich hast, dass du mal Luft holen und Energie tanken kannst.

Alles Liebe,
Karin
Martina

Beitrag von Martina »

Danke, Karin. Das ist sehr schön und informativ.

Viele Grüße
Martina
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