Seit 6 Wochen in Klinik ... Was sagt ihr dazu?

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Annika

Seit 6 Wochen in Klinik ... Was sagt ihr dazu?

Beitrag von Annika »

Hallo alle zusammen,

ich bin nun seit 6 Wochen in der Klinik. Dort hatte ich mich selbst angemeldet, jedoch die Überweisung von meinem Therapeuten erhalten. Für die "Bewerbung" habe ich allerlei geschrieben, Schwerpunkt lag aber auf der schlechten Bindung zu meiner fast 2-jährigen Tochter (die große ist 5). Daran konnte man sich bei meinem Vorstellungstermin auch gut erinnern.

Ich habe 3x/ Woche Gruppen Therapien, 1x/ Woche eine Einzelsitzung und 2x/ Woche Gruppentherapie mit Schwerpunkt Depression.
Ich erwähnte -insbesondere bei der Einzeltherapie- immer wieder meine Bindung zur Tochter, sprach es aber auch bei der Visite mit dem Chefarzt an. Doch irgendwie nahm keiner so wirklich Notiz davon. Die Diagnose "Postpartale Depression" wurde auch nie festgestellt. Ich wurde wegen Depression hierhin zwar überwiesen, aber bei der PPD nur "könnte möglich sein" gesagt.

Vor ca. 2 Wochen sprach ich dann einen Therapeutenwechsel an. Doch dieser wurde abgelehnt. Ich hätte zu hohe Erwartungen. Aber ist es etwa zu viel verlangt, sein eigenes Kind lieb zu haben? Desweiteren sagte man mir, dass es in der gesamten Klinik niemanden gibt, der diesen Bereich therapiert. Ich fühle mich irgendwie veräppelt. Ich dachte, ich komme hierher, um mich mit anderen austauschen zu können und in diesem Bereich therapiert werden zu können und nun habe ich nach 4 Wochen erfahren, dass das hier gar nicht gemacht wird...

Andererseits aber, und da haben die sicherlich nicht ganz unrecht, wird begründet, dass ich schon vor der Schwangerschaft eine leichte Depression entwickelt habe und daher das Hormon, welches für die Bindung zuständig ist, nach der Geburt nicht ausgeschüttet werden konnte. Würde ich also die Depression in den Griff bekommen, hätte ich auch ein besseres Gefühl meiner Tochter gegenüber.

Ich bin nun wie gesagt 6 Wochen hier und bleibe vorerst noch 2 Wochen. Weiter gekommen bin ich nicht, außer dass mir der Abstand gut tut.

Wie habt ihr eine richtige Klinik gefunden? Wurdet ihr speziell wegen PPD behandelt oder wie ich allgemein bzgl. einer "normalen" Depression? Wie erfolgreich war euer Klinikaufenthalt und wie geht/ ging es für euch nach der Klinik weiter?

lg
engelchen2012

Re: Seit 6 Wochen in Klinik ... Was sagt ihr dazu?

Beitrag von engelchen2012 »

hallo annika!

ich war auch alleine in einer klinik und wurde hauptsächlich wegen "normalen" depressionen behandelt. mir wurde allerdings auch die möglichkeit angeboten, im anschluss an den stationären aufenthalt in der mutter-kind-tagesklinik weiter zu machen. den kontakt habe ich dann jedoch nicht hergestellt, weil es mir mit meiner tochter viel viel besser ging, als ich wieder zu hause war. allerdings sind (speziell die weiblichen) ärzte und therapeuten auch immer wieder auf das thema "mutterschaft" eingegangen. mir wurde eben erklärt, was an meiner denkweise ganz normal ist, dass es auch ok ist, wenn einem die erziehung nicht immer nur spaß macht etc. das hat mir auch einen enormen druck genommen, weil ich ein sehr perfektes bild von der mutterrolle in meinem kopf hatte. ambulant habe ich dann bei einer psychotherapeutin weiter gemacht, die auch auf ppd spezialisiert ist. mein psychiater behandelt mich zwar nicht speziell wegen einer ppd (ich musste ihm auch erst sagen, dass eine ppd sehr wohl auch noch nach längerer zeit auftreten kann), aber ich komme soweit ganz gut mit ihm zurecht.
ich will damit sagen, dass ich mich, sobald die schlimmste zeit der depression halbwegs überstanden war, automatisch viel besser auf meine tochter einlassen konnte. und mit hilfe meiner therapeutin zu hause arbeite ich immer noch und habe auch schon sehr viel geschafft! gib die hoffnung also nicht auf!

lg, engelchen
Patricia77

Re: Seit 6 Wochen in Klinik ... Was sagt ihr dazu?

Beitrag von Patricia77 »

Ich habe, als ich heim kam, auch gedacht, dass ich kaum weiter gekommen bin. Vor allem, weil die Bindung zu meiner Tochter auch nicht besser war, eher schelchter. Erst als ich zuhause ankam, habe ich eine Veränderung bemerkt. Ich war etwas gelassener, versuchte nicht mehr ständig perfekt zu sein, das hat mich entspannt. Allerdings war mein Kind laut allen Tests immer wunderbar und vollkommen gesund an mich gebunden. Nur für mich war es belastend. Mutterliebe ist leider nicht selbstverständlich, das denken viele, aber Bindung ist ein Prozess, der störanfällig ist!

Sehr wichtig ist, dass Du nicht nach Hause kommst und einfach da weiter machst, wo Du aufgehört hast, als Du in die Klinik gegangen bist. Du brauchst am besten direkt einen Therapeuten, der Dich auch beim Bindungsaubau begelietet und vielleicht kannst Du auch eine Haushaltshilfe für ein paar weitere Wochen bekommen, die dich entlastet.

Es ist sehr wichtig, dass Du an der Bindung zu Deinem Kind arbeitest, das geht allein nur sehr schwer! Ich rate Dir, das Telefon in die Hand zu nehmen und ein paar Psychologen/Psychiater anzurufen und nach einer Begleitung zum Eltern-Kind-Aufbau zu fragen. Für Säuglinge gibt es sehr viele Maßnahmen, bei größeren Kindern ist es etwas schwerer und ich denke, es braucht auf jeden Fall psychologische Begleitung.

Aber: es ist machbar und Du schaffst das!! Du hast die ersten beiden Schritte schon geschafft! 1. Du hast es erkannt 2. Du kannst es sagen, jetzt musst Du noch jemanden treffen, der Dich dabei ernst nimmt. vielleicht kannst Du auch den Kinderarzt fragen, wenn Du mit ihm gut klar kommst.
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