Therapie abbrechen weil es sinnlos ist?

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Astrid77

Therapie abbrechen weil es sinnlos ist?

Beitrag von Astrid77 »

Hi leute,
ja, jeder sagt mir ohne Therapie geht es nicht, aber irgendwie erkenne ich den Sinn da nicht. ich war jetzt 3 x dort und es geht mir nicht darum dass ich dachte, nach 3 x ist das Wunder vollbracht und ich bin geheilt, sondern dass ich nicht weiß, wie mir diese Gespräche helfen sollen...
Also ich bin eh schon bei der "besten" in Wien, die von jedem empfohlen wird, und ich finde sie auch super und alles, aber um jetzt alles mal in einem Satz zu formulieren: sie sagt mir ich soll mich mit Leuten verabreden und rausgehen, und ich sträube mich irgendwie und sage ihr dass ich doch keine Freunde mehr habe. Das war jetzt das dritte mal so und als ich bei ihr raus bin, hab ich im Auto geheult weil ich mir so dumm vorkam. Ich lasse mir scheinbar nicht helfen bzw. kann das nicht in die Tat umsetzen. Und ich fand auch alle 3 Gespräche nicht aufheiternd sondern einfach nur neutral. Ich hab mir gedacht ich gehe jetzt noch 2 x hin und wenn es beide male wieder so ist dann lasse ich das.
Was reden eure Therapeuten so mit euch?
Graureiherin
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Re: Therapie abbrechen weil es sinnlos ist?

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Du,

ich habe keine PPD dafür eine Zwangsstörung. Ich mache eine Verhaltenstherapie, die mir "den Arsch gerettet" hat (Zitat einer Freundin). Ich kann von daher nur sagen, dass Therapie unendlich wichtig ist und ich denke nach 5 x kannst Du keineswegs sagen, ob es etwas bringt.

Bleib dabei! Das ist wichtig! Sei zunächst froh, dass Du einen gute Therapeutin hast! Das ist Gold wert! Meine VT Therapeutin ist extrem streng, hart und rational. Manchmal habe ich das Gefühl sie redet direkt mit meinem Zwang und lässt diesen komplett gegen die Wand donnern... anfangs bin ich nahezu verschwitzt aus der Therapie gegangen und lange nicht "erheitert".

Versuche die Verhaltensweisen die Dir Deine Thera rät in die Tat umzusetzten. Bis Du dabei ein gutes Gefühl hast wird es sicher dauern. Vielleicht erwartest Du auch ein wenig zu schnell eine Besserung/Lösung/willst alles weghaben. Es geht langsam!!! Leider, aber es geht!!! Evtl. müssen auch noch die Medis besser greifen?

Und ich würde an Deiner Stelle, falls Du tatsächlich weiterhin denkst, diese Therapeutin hilft Dir nicht, an einen Wechsel denken, aber diesen erst dann vornehmen, wenn ein zeitlich nahtloser Übergang stattfinden kann.

Ich denke aber Sanna und die vielen anderen hier mit einer PPD haben noch bessere Ratschläge als ich.

mit Gruß
die Graureiherin
postpartale Zwangserkrankung 10/2012
Cipralex bis 2014
Rückschlag 2015, wieder Escitalopram bis 15mg
langsame Reduzierung auf 5 mg Escitalopram seit Juli 2017
Verhaltenstherapie beendet seit September 2017
lotte

Re: Therapie abbrechen weil es sinnlos ist?

Beitrag von lotte »

Hey Astrid,

tja, also da bist Du wirklich ziemlich ungeduldig. Nach 3 x hingehen kann noch gar nichts passieren. Und Du bist auch nicht "verpflichtet", die Ratschläge der Therapeutin sofort umzusetzen. Doof musst Du Dir dabei auch nicht vorkommen. Weiss sie denn, dass Du nicht rausgehen kannst/willst, weil Du keine Freunde hast? Weisst Du, dann ist es ja auch an Dir, zu schauen, wie Du Dir ein soziales Netzwerk aufbauen kannst, das ist DEIN Job, nicht ihrer. Wenn Du Dich dagegen sträubst, zeigt das ja "nur" an, dass das der Punkt wäre, an dem Ihr gemeinsam ansetzen könnt.

Ein Thera (und auch meiner war das nicht) ist außerdem auch nicht ausschließlich dazu da, dass es Dir gut geht, er Dich aufheitert, sondern dass Ihr die Dinge besprecht, die bei Dir im Argen liegen. Das ist nicht immer ein Spaziergang und das wird auch bei keinem anderen Thera nicht der Fall sein.

Sprichst Du denn offen mit ihr? Sage ihr doch, dass Du dich nach den Stunden mies gefühlt hast.

LGL
kullerfrau

Re: Therapie abbrechen weil es sinnlos ist?

Beitrag von kullerfrau »

Hallo du,

Ich habe meine Therapeutin Anfang des Jahres gewechselt, weil ich bei meiner alten keinen Fortschritt mehr sah.
Bei meiner neuen bin ich jetzt 5x gewesen, also auch noch nicht so oft.
Allerdings muss ich sagen, dass mir diese fünf Stunden echt schon was gebracht haben. Meine Therapeutin kann total gut Zusammenhänge herstellen, zb warum ich jetzt so denke und wie das mit meiner Vergangenheit zusammen hängt. Ganz oft drückt sie genau aus, was ich fühle und denke. Wir haben zu Beginn der Therapie festgelegt, welche Themen von Bedeutung sind. Sie schlägt dann meistens die Brücke von meinem aktuellen Befinden zu diesen Themen.
ich habe mir schon manchmal gedacht, dass sie ziemlich klug ist :P . Sie lehrt zb auch noch an der Universität.
Ich bin auch froh, dass sie mir nicht mit den Standard-Ratschlägen, wie zb rausgehen, kommt. Die kann ich nämlich nicht mehr hören.

Übrigens weiß man inzwischen, dass nicht unbedingt die Therapieart, also z.B. Verhaltenstherapie, von Bedeutung für eine erfolgreiche Therapie ist, sondern die Beziehung zum Therapeuten.

Da könntest du dich vielleicht mal fragen, inwieweit du dich bei ihr wohlfühlst, ob du das Gefühl hast, dass sie dich versteht...
So, das war's von mir ,

LG
lotte

Re: Therapie abbrechen weil es sinnlos ist?

Beitrag von lotte »

Natürlich ist die Beziehung zum Therapeuten weitaus wichtiger als die Form.
Bei allem aber gilt: aktiv mitarbeiten, und wenn man am Anfang oder mittendrin das Gefühl bekommt, der/diejenige ist doch nicht der richtige, auch das ansprechen. Das gehört zum eigenverantwortlichen Handeln einfach zu, anstatt dann vielleicht, wie es einige schon gemacht haben, einfach nicht mehr hingehen, weil man sich nicht richtig verstanden fühlt.

LGL
Sanna
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Re: Therapie abbrechen weil es sinnlos ist?

Beitrag von Sanna »

Bist du noch in den Pro bestünden? Denn sonst wird es schwierig mit einem Wechsel.

Grundsätzlich finde ich auch, dass du noch Zeit brauchst um eine Entscheidung zu fällen. Und Lotte hat recht, DU bist gefragt. Therapie ist Arbeit und ich habe z.B. auch immer praktische "Hausaufgaben" von meiner Tgera bekommen, die ich erledigen musste. Das war kein Spaß und gut gefühlt habe ich mich dabei auch nicht. Aber es war effektiv.

Jetzt habe ich einen neuen Therapeuten, weil meine andere in Rente gegangen ist. Er arbeitet total anders und es tut mir sehr gut. Wenn ich das geahnt hätte, hätte ich eher gewechselt!

Will sagen, wenn du das Gefühl hast, es stimmt zwischen euch nicht, solltest du das ansprechen. Du kannst auch klupp und klar sagen, dass dich die Aufgaben deiner Therapie überfordern und du gern einen anderen Weg gehen möchtest. Das ist legitim und wenn du es nett anspricht, glaube ich, dass das klar geht.

Trotzdem: Gib der Thera noch Zeit und sprich an, was dich stört.

LG, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
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