ein paar nette worte...

Austausch von Erfahrungen mit Therapieformen, Infos, Tipps

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katl0607
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ein paar nette worte...

Beitrag von katl0607 »

Bin ja im Moment in der psychosomatischen tagesklinik und hatte heute schon ein gespräch mit meiner Therapeutin. Sie sagte mir, dass ich in einer emotionalen krise stecke. Ich habe selber nie gelernt erwachsen zu werden, weil mich meine eltern nie bestärkt haben. Und jetz, wo ich selber mama bin kommt dieses defizit in mir hoch. Es löst panikattacken und ängste aus. Wenn es ganz schlimm ist, kommen zwangsgedanken dazu. Ich habe das gefühl, dass ich mich nie richtig erwachsen fühlen kann und meine mutter mich nie richtig erwachsen sein lässt. Habt ihr auch manchmal solche Gefühle?
1. Kind geboren 7/14
Ab der Geburt schleichend Ängste und Panikattacken.
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lotte

Re: ein paar nette worte...

Beitrag von lotte »

Hey Du,

das kenne ich auch noch, von früher. Mich hat es ja mit Ängsten und Panik bei der zweiten Geburt erwischt. Auch, weil ich dann mit 2 Kindern überfordert war, was wiederum daher kam, dass ich mich selbst nicht erwachsen genug gefühlt habe. Ich hatte kein Vertrauen in mich selbst, weil mir das meine Eltern nicht mitgegeben haben.

Durch 2 Therapien bin ich dann Stück für Stück weitergekommen auf meinem Weg. Das kann dauern, denn es ist ein Prozess und nicht plötzlich da. Erstmal steht das Annehmen des ganzen, also ohne Groll feststellen, dass es eben so war, die eigenen Eltern das nicht geschafft haben, einem den nötigen Raum zur Entfaltung zu bieten.

Und dann, am besten gemeinsam mit einem Therapeuten, schauen, wie man sich aus der alten Rolle befreien kann. Deine Mutter lässt Dich erwachsen werden, sobald sie merkt, Du agierst auch so.

LGL
katl0607
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Re: ein paar nette worte...

Beitrag von katl0607 »

Hi!

Danke für deine netten Zeilen. Ich befinde mich im Moment in einer Situation, die mich nur schwer hoffen lässt. Ich habe das gefühl, das ich nie so richtig frei leben kann und darf. Ich hatte 2009 schon einmal eine Depression. Doch aus der kam ich wieder raus. Ich ging damals für 3jahre in Gesprächstherapie. Ich dachte, dass ich nie mehr so eine Therapie brauchen würde. Ich fühlte mich stark wie ein bär. Doch nach der geburt unsrer tochter kam schleichend der einbruch.
Ich habe angst vor der angst. Und natürlich angst, nie mehr gesund zu werden...
Wie war das bei dir?
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lotte

Re: ein paar nette worte...

Beitrag von lotte »

Hey Du,

wie gesagt, ich hatte auch 2 Therapien. Eine direkt nach meinem Einbruch nach der 2. Geburt. Das ist ein ganz besonderes Erlebnis und kann vieles wieder hochbringen, von dem man dachte, man habe es hinter sich.

Ja, ich hatte auch die Angst, nie mehr gesund zu werden. Aber auch Du wirst es wieder, es gibt keine hoffnungslosen Fälle. Es dauert halt ein bisserl und vor allem braucht man Geduld. Du wirst nicht eines Tages aufwachen und "frei" sein, in kleinen Schritten geht das. Hier mal der eigenen Mutter Kontra geben, seine Meinung vertreten. Das ist auch Übungssache. Und auch die eigenen Schwächen (jetzt bist Du halt mal nicht stark wie ein Bär) annehmen gehört dazu.

Bleib in der Therapie an dem Thema dran und schaue, dass Du auch schöne Momente erlebst, die stärken Dich in Deiner Entwicklung ;)

LGL
katl0607
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Re: ein paar nette worte...

Beitrag von katl0607 »

Hi!

Danke für deine lieben worte. Du hast mich echt motiviert. Ich werde solange in der tagesklinik bleiben, wie es geht.
Mein mann ist im Moment unbezahlt in urlaub und kümmert sich um unsre tochter und den haushalt.
Ich fahre jeden tag zur klinik. Das komische ist, dass ich jeden tag ängstlich zur klinik fahre und auch ängstlich wieder nach hause. Ich finde es immer noch sehr unwirklich dort hin zufahren. Sehr unwirklich sehe ich mich auch in der klinik.
Kennst du diese Gefühle auch?
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Re: ein paar nette worte...

Beitrag von lotte »

Hey Du,

dieses Unwirklichkeitsgefühl ist generell ein Symptom der Angststörung. Ich hatte das früher auch öfter mal in meinem "normalen" Alltag, wie weggedriftet irgendwie, konnte ich meine Umgebung nur noch diffus wahrnehmen. Der Körper reagiert ja auf Deine Angstgedanken und die ganze Situation, das geht nicht einfach so weg. So sind manche Leute mit Ängsten verspannt, andere haben Wahrnehmungsprobleme, mir war zb oft schwindelig. "Das Gedankenkarusell" hat sich unaufhörlich gedreht und es war nichts organisches, wie ich anfangs immer dachte. Man steht förmlich neben sich, weil man so mit seinem Inneren beschäftigt ist. Kein Grund zur Sorge, nur ein Beweis dafür, dass da was in Gang gesetzt wurde.

Gut ist, wenn Du in den Momenten ganz bewusst auf Deine Umgebung achtest. Wo fährst Du jetzt vorbei? Was siehst Du? Das lenkt ab und holt Dich ins HIER zurück.

Mach das weiter mit der Klinik.

LGL
katl0607
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Re: ein paar nette worte...

Beitrag von katl0607 »

Ich wusste nicht, dass diese unwirklichkeitsgefühle ein symptom der angststörung ist. Das beruhigt mich auch wieder etwas. Ich habe auch so schreckliche angst vor dem alleine sein. Ich könnte mir im Moment nicht vorstellen ohne meinen mann, mit unserer tochter allein zu hause zu sein. Ich fühle mich so hilflos auf dieser Welt.
Sorry, wenn ich dich so vollsülze
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Re: ein paar nette worte...

Beitrag von lotte »

Die Angst vor dem Alleinsein hatte ich auch, sehr extrem sogar.
Du denkst, du bist hilflos, aber rein vernünftig betrachtet ist das natürlich nicht so.
Das kannst Du aber im Moment nicht spüren. Weil Du Angst besetzt bist und die Dir "einredet", Du wärest ohne Deinen Mann aufgeschmissen.

Dein Mann steht in der Situation quasi stellvertretend für Deine eigenen Eltern/Deine Mutter. Also die Person, von der Du Dir Schutz und Hilfe erhoffst. Er kann Dir zwar im Alltag mit Kind wirklich helfen, für Entlastung etc sorgen, aber das Erwachsen-werden musst Du allein hinkriegen ;) Ich bin damals zb viel bei meinen Oldies abgehangen, aber das Gefühl von früher (dass sie mich beschützen, mir Vertrauen einflössen und die Angst nehmen) konnte ich da nicht finden.

Wie auch? Sie haben es mir ja die ganze Kindheit und Jugend nicht vermitteln können.

Du bist also in diesem Punkt wirklich "allein". Aber nicht hilflos! In der Therapie wirst Du hoffentlich die Schritte gehen, damit Du Dir selbst vertrauen kannst und weisst, auch alleine passiert Dir nix ;)

Das Gefühl heute, das ich habe (okay, meine Mädels sind auch schon größer) ist unbezahlbar wertvoll: ich brauche keinen Menschen mehr, um mich sicher und gut zu fühlen. Da kommst Du auch hin.

LGL
katl0607
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Re: ein paar nette worte...

Beitrag von katl0607 »

Guten Abend!

Tausend Dank für deine lieben worte. Ich hoffe, dass ich aus dieser Krise auch mal etwas gutes ziehen kann, sowie du. :oops:
Es wird ein noch langer weg für mich. Ich werde es mithilfe meines mannes und unsrer tochter schaffen und auch mal hinter mir lassen können.
Morgen geht es wieder ab in die tagesklinik. Habe morgen einen arzt termin, weil ich seit gestern begonnen habe, die verschiedensten dinge zu zählen. Ecken und kanten, strassenpfosten und den mittelstrich der strasse, usw.

ich hoffe, dieser Horror hat bald ein Ende
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