entlassen aus der tagesklinik

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katl0607
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Re: entlassen aus der tagesklinik

Beitrag von katl0607 »

So, wollte euch erzählen wie es mir in dieser woche erging. Jeden tag hatten wir einen andren termin. Einmal waren wir vormittags in der Mutter -kind- gruppe zum ersten mal. Deit monaten wollte ich dorthin und schaffte es wegen meinen ängsten nicht. Dann besuchten wir noch eine Freundin zu hause, die zwei Wochen nach mir auch eine tochter bekam. Und beim kinderarzt waren wir auch noch- und das ohne meinen mann. Ich kann stolz auf mich sein.
Doch immer wieder beginnt mein hirn zu denken und zu zweifeln.. auch unwirklichkeitsgefühle habe ich immer wieder.
was ich schon auch immer wieder bemerke und spüre, ist glück. Immer wieder kommen kurze Glückliche Gefühle in mir hoch. Ganz spontan spüre ich dann eine Zufriedenheit und ausgeglichenheit. Das verschwindet aber sehr schnell wieder.
Naja, mein Zustand hat sich verbessert. Leider hänge ich aber immer wieder den alten denkmustern fest und das sind ja meine diversen ängste. Aufeinmal kommt wieder die angst dass alles wieder von vorne los geht und ich das Leben nicht schaffe. Besonders früh gleich nach dem aufwachen und wenn ich mich mittags mal hinlege, ist die angst sofort mit dem ersten Augenaufschlag da...
könnt ihr mir nochmal mut zusprechen?

Daaannkkkeee
1. Kind geboren 7/14
Ab der Geburt schleichend Ängste und Panikattacken.
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lotte

Re: entlassen aus der tagesklinik

Beitrag von lotte »

Hey Du,

Du kannst megamässig stolz auf Dich sein! Glückliche Gefühle kommen, das ist sehr viel nach der relativ kurzen Zeit, in der es Dir nicht gut geht!

Lass Dich deshalb nicht von Deinem Hirn verunsichern. Das versucht lediglich, gemeinsam mit der Angst, Dich zu erschrecken. Nimm es an, bewerte es nach Möglichkeit nicht. Die alten Verhaltens- und Denkmuster hast Du jahrelang "befolgt", es geht einfach nicht, dass diese "Programme" einfach ausgeschaltet werden, weil jetzt was Neues auf deiner Festplatte läuft ;) Je mehr positives Du erlebst, desto schwächer wird die Angst. Die kann es nämlich nicht leiden, wenn man was ohne sie macht. Und auch noch glücklich dabei ist.

Dass es morgens schlechter geht, kenne ich gut von früher. Ist so ne Art Angst vor dem Tag, ob und was passieren könnte. Versuche auch da, einigermassen gelassen zu bleiben. Das geht alles wieder weg, Stück für Stück.

Du schaffst das Leben! Du "musst" einfach nur so weitermachen.

LGL
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Marika
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Re: entlassen aus der tagesklinik

Beitrag von Marika »

Hallo,

sehr gut - das sind wirklich tolle Neuigkeiten. Genau so ist bei mir der Genesungsprozess abgelaufen. Plötzlich kamen da diese kleinen aber kurzen Glücksgefühle - "Sonnenfenster" habe ich die genannt. Anfangs waren sie nur kurz offen, dann schlossen sie sich wieder. Aber mit der Zeit blieben sie immer länger geöffnet ... bis sie dann gar nicht mehr zu gingen. :D

Du hast schon ganz viel geschafft und kannst wirklich sehr stolz darauf sein. Es ist absolut normal, dass die Angst und das Grübeln noch öfter die Oberhand hat - gerade am Morgen. Das ist das so genannte "Morgentief", dass die meisten kennen. Über die Nacht erreicht der Botenstoff "Serotonin" der eine Schlüsselrolle bei psych. "Besonderheiten" spielt, seinen Tiefstand - das ist bei jedem Mensch so und ganz natürlich. Nur bei uns ist das sehr schlecht, weil das Serotonin bzw. auch andere Botenstoffe schon zu niedrig sind - das ist mit ein Grund, für unsere Krankheit - der Körper verstoffwechselt die Botenstoffe zu schnell, so dass sie im Gehirn fehlen. Das führt dann zu den bekannten Symptomen. Und Morgens fehlen diese Stoffe dann quasi doppelt. Über den Tag baut der Körper natürlicher Weise diese Depot wieder auf und es wird bei den meisten besser. Das merkst du gerade - wird aber auch mit der Zeit besser!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
katl0607
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Re: entlassen aus der tagesklinik

Beitrag von katl0607 »

Hallo Leute!

Wie geht es euch?
Habe mal wieder das Bedürfnis euch zu schreiben.
Ansich geht es mir sehr gut. Doch leider Kommen immer wieder meine ängste durch.
Habe heute nachmittag einen termin beim Friseur. Habe angst, dass ich dort nicht lange sitzen kann weil mich die angst wieder überkommt und ich dann schnell zur Toilette muss...
Und morgen wollen wir zu meinen Schwiegereltern zu besuch am nachmittag. Davor habe ich schiss. Wir sehen uns zum ersten mal seit meinem klinikaufenthalt wieder. Und wovor ich am schlimmsten angst habe, ist der Termin in der kinderneurologie mit unsrer tochter nächste Woche.
Unsere Tochter ist jetzt 16 monate alt und macht noch keine Anstalten dass sie laufen möchte. Aus dem grund gehen wir einmal in der woche zur Physiotherapie. Seitdem hat sich ihre Beweglichkeit sehr gebessert. Sie dreht sich und setzt sich selber auf. Sie zieht sich bis zu den knien hoch.
Unsere kinderärztin schickt uns dorthin, weil sie meint, dass ihre Muskeln in den Beinen zu schwach sind.
Der Physiotherapeut meint dazu, dass sie die überlangen Bänder in den beinen von mir vererbt bekomm hat und die langen und schmalen Beine meines mannes. Und diese beiden faktoren hindern sie daran zu stehen oder zu laufen..
Ich habe einfach riesenschiss, dass sie irgendeine Krankheit hat...
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lotte

Re: entlassen aus der tagesklinik

Beitrag von lotte »

Hi Du,

das ist doch toll, dass es Dir gut geht.

Noch mal: Du kannst und solltest nicht erwarten, dass Deine Ängste urplötzlich aufgrund des ADs oder auch der Therapie weg wären. Du kannst sie aber einordnen und sie damit schwächer werden lassen. Frisör: dann musste eben mal aufs Klo ;)
Schwiegereltern: Was, meinste, kann da "schreckliches" passieren? Du warst in der Klinik. Gut so! Falls sie komische Fragen stellen, nimm das nach Möglichkeit nicht so ernst.

Laufen: davon hatten wir es doch schon ;) Meine beiden Töchter waren 18 Monate und haben vorher keine Anstalten gemacht. Wie Du auch waren wir aber dann iwann bei der Krankengymnastik. Das ist ja prinzipiell nie verkehrt. Aber: dass Deine Tochter jetzt eine schlimme Krankheit haben soll? Hhm, wie wahrscheinlich schätzt Du diese Gefahr ein, wenn Du mal Deinen Verstand einschaltest? ;) Also, nicht falsch verstehen, aber Deine Ängste drehen sich doch im Endeffekt um Dinge, die so gar nicht eintreten bzw. an denen doch nichts schlimmes ist? Siehe Frisör oder Deine Schwiegis gucken komisch.

Ich kenne das alles noch sehr gut von früher. Und weiss auch, dass es schwer ist, davon loszukommen, die Dinge eben eher rational zu betrachten. Aber versuche es. Male Dir das schlimmste aus (worst case Szenario, hat das mein Thera immer genannt) und dann bewerte das für Dich auf einer Skala von 1 bis 10, wie wahrscheinlich es ist, dass das eintritt.
Du wirst sehen, die meisten Ängste sind unbegründet.

LGL
Astrid77

Re: entlassen aus der tagesklinik

Beitrag von Astrid77 »

Finde es eigentlich auch ganz gut, was du schreibst! Du hast zumindest was vor: Frisör, Besuch bei den Schwiegereltern. Beim Frisör kann man sich einfach zurücklehnen und nix tun, oder eine zeitschrift blättern. Übrigens während ich schwanger war musste ich 2 x Toilettenpause machen während Frisör, das ist doch jedem egal. Und bei den Schwiegereltern dasselbe. Einfach mal auf die Couch setzen und jemand anderen spielt mit deinem Kind. Ist doch gar nicht so schlecht! Mir was unglaublich peinlich als ich nach meinem ersten Zusammenbruch mit den Schwiegereltern mich getroffen habe, und ich habe auch kaum was geredet aber es war ok so. Es dreht sich ja letztendlich doch immer alles um die Kinder.
Tja, und wenn deine Mausi ungünstige Vorraussetzungen hat zum laufen lernen, ist es doch toll dass es was gibt, was hilft. Ansonsten halt einfach ein bisschen Üben, das wird schon.
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Marika
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Re: entlassen aus der tagesklinik

Beitrag von Marika »

Hallo,

das mit der Skala von 1 - 10 habe ich auch oft als Hausaufgabe von meinem Thera machen müssen - mit allen erdenklichen Angstsituationen die mich so heimsuchten. Diese Übung erleichtert es, das ganze aus einem anderen Blickwinkle zu sehen - eben rationaler wie Lotte schreibt.

P.S: ich muss auch heute noch bei JEDEM Friseurbesuch aufs Klo - 1x sicher - mittlerweile fragt mich meine Frisörin schon, bevor wir z.B. die Haarfarbe auftragen.... sie darf das, sie kennt mich seit 10 Jahren! :lol:
Liebe Grüße von
Marika

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Graureiherin
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Re: entlassen aus der tagesklinik

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Du,

wie lief denn der Termin beim Friseur und bei den Schwiegereltern?

Das mit der Skala kenne ich auch aus der Therapie und die Wahrscheinlichkeit, dass Befürchtungen eintreffen sind immer sehr gering.

Interessant finde ich auch immer wieder, dass man sich Sorgen macht um Dinge die wir gar nicht einschätzen können, bzw. gar nicht kennen (z. B. die Angst vor einer Psychose etc.)... oder man "zieht" sich wahlweise das Schicksal eines anderen "an" und denkt man würde genauso werden bzw. das selbe "Schreckliche" bekommen. Ja, das Gehirn der alte Schlingel und Schwarzmaler.

Es ist schwer aus diesen überkommenen Denkmustern auszusteigen, aber man kann es schon schaffen. Es geht langsam, aber es geht. Manches bleibt vermutlich auch, aber schon das Wissen über bestimmte automatisierte Negativmechanismen erleichert den Umgang damit und die Bewertung ist nicht mehr sofort bei Alarmstufe rot. Ich lehne mich in Gedanken manchmal entspannt zurück und versuche irrationale Gedanken aus einer gewissen Distanz zu betrachten. Humor hilft mir auch meistens.

mit herzlichem Gruß und hab nicht so viel Angst wegen der Neurologie.

die Graureiherin
postpartale Zwangserkrankung 10/2012
Cipralex bis 2014
Rückschlag 2015, wieder Escitalopram bis 15mg
langsame Reduzierung auf 5 mg Escitalopram seit Juli 2017
Verhaltenstherapie beendet seit September 2017
katl0607
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Re: entlassen aus der tagesklinik

Beitrag von katl0607 »

Juhuu!

So, mal kurze Zusammenfassung wie die letzten Wochen für mich so waren.
Also anfangen werde ich euch von meinem Friseurbesuch zu erzählen. Ich bekam waschen, schneiden, föhnen. All das brachte ich ohne Angst hinter mich. Ich konnte mich dort gut ablenken, indem ich mit meiner frisöse ratschte...
Dann der besuch bei den Schwiegereltern. Sie freuten sich sehr, dass wir sie besuchten und sie nach einigen Wochen unsre tochter wiedersahen. Auch ein Nikolausgeschenk gab's für die kleine.
Und in der Kinderneurologie kam zum glück nichts schlimmes raus. Unsre tochter hat ein weiches Bindegewebe und nicht so starke Muskeln in den Beinen und deswegen tut sie sich auch mit stehen und gehen schwer. Sollte sie mit 20 Monaten noch nicht laufen, sollen wir uns in der klinik nochmal vorstellen. Ansonsten ist alles gut!
Meine ängste tauchen schon immer wieder über den tag verteilt auf, werden aber von woche zu woche schwächer.
Leider habe ich aber auch schon 4 kg zugenommen seit der klinik. Und nachdem ich ja eh Übergewicht hatte, ist das schon blöd...
Wie gehts euch mit dem Gewicht und den phsychopharmaka?

Liebe grüße und einen schönen 3. Advent!
1. Kind geboren 7/14
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