Gedankenspielerei

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Graureiherin
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Gedankenspielerei

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Ihr Lieben miteinander,

ich bin ja schon seit einiger Zeit dabei mir meiner eigenen Gedanken(abläufe) bewußt zu werden, bzw. meine Gedanken wie ein Beobachter wahrzunehmen, um Muster zu erkennen (vor allem Negative). Glücklicherweise habe ich die Zeit dazu, da ich nicht mehr von akuten Zwangsgedanken und Ängsten geplagt bin.

Ich erwische mich selber immer wieder dabei, wie ich mir gedanklich ein "kleines Unheil" ausmale. Im Grunde belastet mich das nicht sonderlich, und ich gehe überhaupt nicht zwanghaft damit um. Sprich ich vergesse es wieder, habe auch keine Angst vor diesen Gedanken. Einfach nur mein Hang zu kleinen, kaffkaesken, apokalyptischen Gedanken.

Trotzdem habe ich mir jetzt eine Gedankenspielerei dazu überlegt:

Wenn ich mir ein "Unglück" vorstelle, versuche ich daraus eine andere vollkommen positive Gedankengeschichte zu kreiieren. Gerne eine, in der ich selber als Retterin, Heldin oder ähnliches vorkomme :-) (zusammengefasst: alle überleben alles und zum Schluss wird sozusagen gefeiert und ich bin superwoman :D ).

Was meint ihr dazu?

Marika, Du hast glaub mal geschrieben, dass Du früher einem negativen Gedanken, zwei positive Gedanken entgegengesetzt hast. Fällt mir dazu ein.

Im Grunde geht es mir darum, hinter die Kulissen meines gewöhnlichen, selbstverständlichen Denkens zu schauen und dieses nachhaltig zu ändern. Denn letztendlich hat eben dieses gewohnte Denken seinen eigenen Beitrag dazu getan, dass ich nach der Geburt erneut an Zwängen leiden musste.

eine gute Nacht euch allen
die Graureiherin
postpartale Zwangserkrankung 10/2012
Cipralex bis 2014
Rückschlag 2015, wieder Escitalopram bis 15mg
langsame Reduzierung auf 5 mg Escitalopram seit Juli 2017
Verhaltenstherapie beendet seit September 2017
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Marika
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Re: Gedankenspielerei

Beitrag von Marika »

Guten Morgen Vögelchen :D ,

du hast recht, das habe ich so gemacht. Denn auch ich bin natürlich so eine Supergau - Zusammenspinnerin, auch heute noch... :roll: :wink: Nur was mir gerade so in letzter Zeit auffällt ist, dass ich extrem schnell dieses "Gespinne" BEMERKE und mich ganz bewusst mit einem "STOPP Marika - du machst es wieder mal" raus holen kann. Das ist so eine neue Errungenschaft, denn vorher habe ich dieses Verhalten viel später gemerkt. Mir kommt vor, seit ich viel mit Achtsamkeit arbeite, hat sich dieser Zeitpunkt des Bemerkens erheblich nach vorne verschoben, was sich sehr positiv auswirkt.

Gerade habe ich es aktiv mit unserem "Supergau" in der Schule gemerkt. Am ersten Tag ständiges Gedankenkreisen und Horrorszenarien ... Dann habe ich eine dieser neuen Achtsamkeitsmethoden ausprobiert, in dem ich die "Spinnerei" versucht habe Bild für Bild anzuschauen, als gebe es weder davor noch danach etwas - also "achtsam" - jedes einzelne Bild oder Sequenz stand für sich alleine. Es ist etwas schwer aus zu drücken, ich lese gerade ein Buch darüber, aber so verlor das ganze seine Dynamik weil durch die Achtsamkeit auf nur ein Bild dem ganzen der Zusammenhang genommen wurde und somit das reinsteigern nicht statt fand. Nach einem weitern Tag hat das so gut geklappt, dass das Gespinne verschwunden war. :D

Bei kleinen "Spinnereien" z.B. wenn mein Sohn in die Schule radelt und ich denke: Mein Gott, wenn ihm was passiert, die vielen LkW´s..... reicht mittlerweile ein "Stopp" und ich bin raus. :D :D :D Wie gesagt - ich glaube mir hilft da sehr die Achtsamkeit, denn ich übe sie auch sonst immer mal wieder: also ACHTSAM einen Kaffee trinken, ACHTSAM im Geschäft die Ware einräumen usw.... man kann das ja bei allem und jedem anwenden.

Für mich spannend und wieder mal ein kleines Wunder: selbst nach 10 Jahren geht der Weg des Lernens und der Lebensqualitätssteigerung immer noch weiter - und das ist einfach nur schön.

p.S. Dein A.....engel kam bei Noah SEHR gut an! Auch die Erklärung dazu hat er sehr gut verstanden. :D
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
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Re: Gedankenspielerei

Beitrag von Graureiherin »

Hallo liebe Supergau-Zusammenspinnerei-Genossin,

ich habe die gleiche Vermutung wie Du. Es hängt mit der Achtsamkeit zusammen! Ich meditiere ja seit zwei Jahren fast täglich die Sitzmeditation nach Jon Kabat Zinn (nicht immer eine halbe Stunde, aber immerhin) und gehe zu meinen offenen Meditationabenden. Der Umgang mit Stresssituationen wurde dadurch auch viel bewußter, das kam sogar schon früher. Ich bekomme auch die Stopps im Alltag hin, wenn ich das Gefühl habe etwas überrennt mich...

Ich habe mich ziemlich schwer mit der Annäherung an das "Meditations- und Achtsamkeitsthema" getan, aber ich muss Dir absolut zustimmen, es lohnt sich tatsächlich! Ich bleibe in jedem Fall dabei, vor allem nachdem ich jetzt die kleinen, ersten Erfolge bemerke. (Bei anderen kamen Erfolge schneller).

(Achtsamkeit bei Alltagsabläufen klappt nicht so super, just in diesen letzten zwei Minuten habe ich z. B. einen Schokodonat verdrückt. Aber ich war mir bewußt darüber, dass sich den jetzt verschlingen werde! :D :D , ich werde wohl immer eine etwas "lächerlich" veranlagte Meditationsschülerin sein :wink: ).

Danke für deine Antwort! (auch wenn ich nicht so ganz die Methode verstanden habe, die Du angewandt hast)
und ich kreiire mal noch, einfach so zum Spass, ein paar Heldinnengeschichten!

liebste Grüße
vom Vögelchen Graureiherin
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Re: Gedankenspielerei

Beitrag von Marika »

Hey du,

ich hoffe der Dounut ist auch "achtsam" in deinem Magen angekommen und die Hüften beachten ihn nicht... das hoffe ich jedes mal wenn ich Schokolade esse, aber irgendwie ist mein Hintern SEHR ACHTSAM!!! :D :wink:

Eine "lächerliche" Meditationsschülerin finde ich sehr sympathisch denn die besten "Gurus" für uns sind immer noch wir selber. :wink:

Ich lese gerade ein Buch, in dem Jon Kabat-Zinn ein Vorwort geschrieben hat: "Die Achtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie der Depression" - ein echt schwer verdaulicher "Schinken", aber wenn ich langsam und immer nur ein paar Seiten lesen, kommts auch bei mir an. :wink:
Liebe Grüße von
Marika

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