Entscheidung zur Therapiesuche > die eine oder andere Frage

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Uma

Entscheidung zur Therapiesuche > die eine oder andere Frage

Beitrag von Uma »

Hallo miteinander,

einige Zeit ist vergangen, seitdem ich mich in der Vorstellungsrunde vorgestellt habe. Wie ich dort schrieb, habe ich seit einigen Monaten Beratungstermine. Inzwischen hat sich in den Gesprächen herauskristallisiert, dass ich doch noch einmal eine Therapie in Angriff nehmen möchte/sollte. Jetzt bin ich auch an dem Punkt angelangt, dass ich dafür bereit bin. Einige Dinge liegen anscheinend nach wie vor im Argen, und durch die Geburt meiner kleinen Tochter und die damit verbundenen Veränderungen scheinen diese Dinge wieder an die Oberfläche gekommen zu sein. Ich habe das Gefühl, als ob durch die Schwangerschaft, die Geburt und das neue Leben mit Kind ein Deckel geöffnet wurde, den ich in den letzten Jahren fest verschlossen gehalten habe.

Jetzt beginnt natürlich das große Therapeutensuchen. Von der Methode tendiere ich momentan dazu, etwas in Richtung Verhaltenstherapie zu suchen (meine letzte Therapie, aus der ich so frustriert herausgegangen bin, war tiefenpsychologisch). Diese Therapieform ist ja deutlich kürzer angelegt als alles was in Richtung Tiefenpsychologie oder gar Analyse geht. Es gefällt mir, dass diese Form auch gut im "Hier und Jetzt" angesiedelt zu sein scheint, was mir bei meiner früheren Therapie einfach sehr fehlte. Meine Frage zu dieser Therapieform ist nun vielleicht ganz "komisch": Reicht so eine Therapie von der Zeit her aus? Ich habe einfach kein Gefühl dafür, wie ich reagiere und wie lange so etwas sein muss (meine letzte Therapie war sehr lang, hat aber trotzdem nur wenig gebracht, aber vielleicht hat einfach auch die Therapieform und/oder der Therapeut nicht gut gepasst).

Der nächste Punkt ist natürlich, erstmal einen freien Platz zu kriegen. Natürlich möchte ich möglichst bald damit beginnen, aber "dringend sind ja alle", die auf der Suche nach einem Therapieplatz sind (dabei fällt es mir sowieso schon soooo schwer, anzurufen und Dinge für mich einzuforden … aber gut, da muss ich irgendwie durch, und es ist vielleicht auch immer etwas eine Glückssache). So wie es aussieht, kann ich zur Überbrückung, bis ich einen Therapieplatz habe, weiterhin immer mal Beratungsstunden in Anspruch nehmen, worüber ich sehr froh bin. Dort kann ich meine Kleine mitnehmen (noch krabbelt sie ja nicht :-) ). Wie kriegt Ihr das organisiert mit der Kinderbetreuung (wir sind ohne Verwandten in der nächsten Nähe)?

Was das "Therapeutengeschlecht" angeht, tendiere ich irgendwie zu einer Frau, möglichst etwas älter als ich, so dass die Chance groß ist, dass sie selbst Kinder hat. Klingt vielleicht blöd, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass jemand, der keine Kinder bekommen hat, gar nicht nachvollziehen kann, was so eine Geburt auslösen kann. Und ein Mann kann vielleicht Kinder haben, aber irgendwie traue ich da einer Frau mehr Einfühlung in diese Situation zu - liege ich falsch mit meinem Gefühl und traue den männlichen Therapeuten zu wenig zu oder sollte ich (vielleicht auch unabhängig davon) meinem Gefühl folgen?

Vielleicht hat ja die eine oder andere von Euch ein paar Erfahrungen/Gedanken dazu, ich würde mich freuen!

Uma
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Marika
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Re: Entscheidung zur Therapiesuche > die eine oder andere Fr

Beitrag von Marika »

Hallo,

ich habe damals sehr von meiner Verhaltenstherapie profitiert, die aber auch einige Anteile von der Tiefenpsychologie hatte. Beides zusammen hat mir quasi "die Augen geöffnet", woher die Probleme rühren und wie ich sie angehen kann.

Meine Therapie war bei einem privaten Psychiater, bei dem ich einen Selbstbehalt hatte. Somit gab es auch keine zeitliche Begrenzung der Sitzungen. Ich war daher 2,5 Jahre in dieser Therapieform - so lange habe ich persönlich gebraucht um dann meinen Weg alleine weiter zu gehen. Aber das ist sehr individuell, da ja jede Frau eine andere Ausgangssituation hat.

Wünsche dir alles Liebe bei der Suche und hoffe, du findest bald das passende.
Liebe Grüße von
Marika

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schwere PPD 2005
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Uma

Re: Entscheidung zur Therapiesuche > die eine oder andere Fr

Beitrag von Uma »

Guten Abend zusammen,

Marika, vielen Dank für Deine Antwort, in der Du Deine Erfahrung schilderst. So wie ich das im Moment sehe, nutzen die meisten Therapeuten wohl selten nur eine Therapieart, so wie es auch bei Dir gewesen zu sein scheint. Es freut mich jedenfalls zu lesen, dass Dir der verhaltenstherapeutische Ansatz mit den tiefenpsychologischen Anteilen gut geholfen hat! 2,5 Jahre ist aber natürlich auch eine ganz schön lange Zeit, das ist schon deutlich länger als das, was die Dauer einer Verhaltenstherapien ist.

Aus Deiner Antwort lese ich heraus, dass Du einen männlichen Therapeuten hattest. Hat das "gepasst" für Dich auch und gerade bei dem Thema und Problemfeld Schwangerschaft, Geburt und Muttersein? Hintergrund meiner Frage ist, dass ich über die Empfehlung einer Freundin, die Therapeutin ist, ggf. schneller einen Therapieplatz bei einem (ihr bekannten) männlichen Therapeuten kriegen könnte als über das normale Anklingeln. Ich bin da aber, wie ich schon schrieb, bei einem Mann irgendwie skeptisch …
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Marika
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Re: Entscheidung zur Therapiesuche > die eine oder andere Fr

Beitrag von Marika »

Hallo,

das habe ich ganz vergessen - sorry. Ja, es war ein männlicher Therapeut. Ich muss sagen, es ging mir damals so schlecht, dass ich darüber gar nicht nachgedacht habe. Mein Hausarzt hat sich damals hervorragend um mich gekümmert und mir innerhalb von 3 Tagen diesen Termin (der Psychiater ist sein persönlicher Freund) verschafft. Da habe ich einfach zu gegriffen. Im Nachhinein hat sich diese Wahl als Goldrichtig heraus gestellt. Ich glaube, es muss einfach die Chemie stimmen. Z.b. war ich mal bei einer Frauenärztin - die war grob und wenig einfühlsam. Bei meinem neuen Frauenarzt war dass dann gar kein Vergleich - obwohl "Mann". :wink: Vor dieser Erfahrung hätte ich auch immer Frauen favorisiert.

Da ich sehr unter ZG gelitten habe und mein Psychiater auf diesem Gebiet ein Fachmann ist, war es optimal. Die Geburt selber (Kaiserschnitt usw... ), habe ich parallel dazu bei einer Nachsorgehebamme bearbeitet. Das hat mir sehr gut getan. Wobei ich sagen muss, dass mein Psychiater gerade zum Thema "Muttersein" super drauf war. Vielleicht weil er selber Vater ist und seine Frau ebenfalls Therapeutin. Dieses Arbeiten mit "Mann und Frau" hat sich gegenseitig völlig ergänzt. Mein Psychiater machte die klassische Therapie, die Hebamme TCM, Bachblüten usw.... Ja, wir waren ein sehr gutes Team. :D

Du kannst aber was ich weiß auch Probesitzungen machen, um zu sehen, ob es zwischen euch passt. Generell würde ich einfach mal schauen wie es bei diesem Therapeuten der von deiner Freundin empfohlen wird, ist. Es wäre eine erste Möglichkeit, in dieser Richtung etwas zu bewegen.
Liebe Grüße von
Marika

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Re: Entscheidung zur Therapiesuche > die eine oder andere Fr

Beitrag von Sanna »

Hallo!

Ich wollte dir auch noch kurz was zum Thema Mann oder Frau schreiben. Ich war 2 Jahre bei einer Frau in Therapie, weil ich eben dachte, dass es so von Mutter zu Mutter besser ist. Die Therapeutin ist dann in Rente gegangen und ich habe mir jemand neues suchen müssen. Ein Riesenglück! Ich habe dann bei einem Mann weitergemacht, der total SUPER war. Diese restlichen zwanzig Therapiestunden haben mir mehr gebracht als die zwei Jahre davor. Er hat mich so wunderbar unterstützt, dass ich relativ schnell nur noch alle zwei Wochen und dann einmal im Monat zu ihm gehen konnte.

Ich glaube, wichtiger als das Geschlecht des Therapeuten, ist, dass die Chemie zwischen euch stimmen muss. Ich fand meine erste Thera auch nett, aber sie war einfach nicht die richtige für mich. Ich würde dir empfehlen die Probestunden zu machen und dann aus dem Bauch heraus zu entscheiden. Such ruhig auch nach männlichen Therapeuten. Die müssen für unsere Thematik nicht schlecher sein!

LG, Sanna
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Uma

Re: Entscheidung zur Therapiesuche > die eine oder andere Fr

Beitrag von Uma »

Hallo Marika, hallo Sanna,

vielen Dank für Eure Erfahrungen mit den männlichen Therapeuten! Jetzt hat sich heute prompt bei mir eine Therapeutin auf meine Anfrage gemeldet, die mich erstmal kurzfristig annehmen und dann (sie geht in Mutterschutz - wie passend zum Thema …) an eine Vertretung übergeben kann. Sie schlug das vor, da sie aufgrund meiner Schilderung und dem Thema den Eindruck hatte, dass ein zeitnaher Therapiebeginn sinnvoll wäre (sonst könnte ich auch erst später bei der Vertretung beginnen).

Ich werde mir das mal ansehen. Die Kleine kann ich auch erstmal mitnehmen, aber langfristig ist das vermutlich keine Lösung. Wie hattet Ihr das mit der Kinderbetreuung während der Therapiezeit gelöst?
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Marika
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Re: Entscheidung zur Therapiesuche > die eine oder andere Fr

Beitrag von Marika »

Sehr gut!

Mein Sohn war immer bei meiner Mutter - ich hatte ihn nie dabei. Wäre auch nicht gut gewesen, denn ich hätte mich sicher nicht 100 % konzentrieren können.
Liebe Grüße von
Marika

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Re: Entscheidung zur Therapiesuche > die eine oder andere Fr

Beitrag von Uma »

… die Situation hat sich grade total geändert: Irgendwie war mir nicht wohl bei der Sache, Probestunden bei einer Therapeutin zu nehmen, die ich dann (wenn die Probestunden alle sind) wechseln muss, zumal erst dann ab Oktober ein Platz bei der Vertretung frei wäre. Da weiß ich ja gar nicht, wie ich mit der Zwischenzeit klarkomme, ob ich mit der zweiten Therapeutin klarkomme, und was mache ich, wenn ich mit der ersten sehr gut klarkomme und gar nicht wechseln will? Und dann fängt man in einigen Dingen bei jeder neuen Person ja doch wieder von vorne an. Da mache ich jetzt lieber noch ein paar Stunden wie vereinbart bei der Beratung, die die Situation und uns schon kennt, setze mich bei der Vertretungstherapeutin auf die Warteliste für Oktober und suche aber auch parallel weiter - auch bei Männern :wink: Vielleicht kriege ich dann bis zum Therapiebeginn auch eine Kinderbetreuung organisiert, das wäre langfristig sowieso wichtig und besser, vor allem, wenn die Kleine bald mobil wird (Großeltern sind leider nicht vor Ort).

Außerdem habe ich akut einen Hörsturz gekriegt, so dass ich jetzt leider leider doch akut wegen Medikamenten abstillen muss und erstmal die neue Situation auf die Reihe kriegen muss (immerhin 5 1/2 Monate habe ich komplett mit Stillen geschafft, das muss ich mir immer wieder sagen, bin schon ganz schön traurig, dass ich ihr das nicht weitergeben kann - abgesehen von der ganzen Umstellung mit Wasserwärmen, Auskochen etc. … Aber zum Glück haben wir auch schon langsam mit Beikost angefangen, so dass das Ganze absehbar ist). Da bin ich jetzt ganz froh, dass ich zur Beratung gehen kann und die Beraterin in der Situation schon drin ist. Ob der Hörsturz stressbedingt ist, kann man natürlich nicht sagen - beigetragen haben wird der innere Stress vermutlich schon was.

Soweit der wieder total veränderte Stand der Dinge … Liebe Grüße, Uma
Uma

Re: Entscheidung zur Therapiesuche > die eine oder andere Fr

Beitrag von Uma »

… nur ein kurzes Update: Zum Glück habe ich mich an die Plattform embryotox erinnert, die in diesem Forum mehrfach genannt wurde: Die Kleine kam mit der Flasche gar nicht zurecht (und ich fand den ganzen Aufwand auch furchtbar), und in Absprache mit dem Frauenarzt und dem HNO konnte ich nach 2 Tagen Medikamentenbehandlung wieder weiterstillen; der Frauenarzt plädierte zum Glück für Abpumpen und nicht für Abstilltabletten, sonst hätte ich jetzt echt ein Problem. Die Kleine kann wieder lächeln, und ich bin froh, dass die Milch wieder ordentlich fließt :-)
Therapeutensuche geht weiter - habe heute bei dem männlichen Therapeuten angerufen, bin gespannt …
Uma

Re: Entscheidung zur Therapiesuche > die eine oder andere Fr

Beitrag von Uma »

Hallo zusammen,

ich habe mal wieder eine Frage an Euch. Inzwischen konnte ich eine Therapie bei dem männlichen Therapeuten beginnen. Ich denke, die Chemie passt ganz gut zwischen uns (obwohl ich ja Vorbehalte hatte) und die Art der Therapie (Kognitive Verhaltenstherapie) könnte mir nach meinen eher negativen Erfahrungen mit tiefenpsychologischer Therapie entgegenkommen. Noch stehen wir relativ am Anfang, so dass ich momentan sehr gespannt bin, was da auf mich zukommt. Mit der Betreuung von der Kleinen während der Therapiezeit habe ich momentan eine Lösung gefunden mit einer Freundin, das klappt sehr gut, aber es ist noch nicht klar, wie lange das geht. Aber der Anfang ist gemacht.

Nach ein paar guten Wochen habe ich jetzt jedoch immer wieder heftige Einbrüche, die sehr schnell kommen (vor allem wenn ein Wochenende oder letztens der Urlaub zuende geht und mein Mann wieder arbeiten muss, ich also tagsüber wieder alleine mit der Kleinen bin, da kann ich momentan die Uhr danach stellen). Beim Lesen hier im Forum und im Internet ist immer wieder einmal aufgetaucht, dass der veränderte Hormonstatus nach einer Schwangerschaft und in der Stillzeit Auswirkungen in Richtung Depression haben kann (vielleicht diese ja auch verstärken kann). Ist das wirklich so? Und ist das auch noch 8 Monate nach Entbindung so? Im Internet stehen dazu zwiespältige Informationen.

Meine Frage ist daher, ob es sinnvoll sein könnte, einen Hormonstatus machen zu lassen, und wenn ja, was genau und wo. Ich gehe so ungern zum Arzt und bitte um solche zusätzlichen Dinge (war schon blöd wegen der Therapie, ob mir da jemand geglaubt hat, weiß ich auch nicht, wirke ja nach außen hin sehr aufgeräumt und entspannt …). Ob das bei mir ein Faktor sein könnte, ist insofern vielleicht fraglich, als bei mir die Einbrüche ja nicht erst nach der Geburt, sondern schon in der Schwangerschaft da waren. Auf der anderen Seite wäre es blöd, es nicht abklären zu lassen, wenn eine Veränderung des Hormonstatus an dieser Stelle tatsächlich Auswirkungen haben kann, und sei es nur, dass es die Situation vielleicht nicht bedingt (das glaube ich bei meiner Vorgeschichte nicht), aber diese evtl. verstärkt.

Was habt Ihr damit für Erfahrungen?

Viele Grüße
Uma
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