Hallo ihr beiden,
nun habe ich über eine halbe Stunde an meinem Handy einen Text geschrieben und dann stürzt das Handy ab.
Jetzt habe ich mir den Laptop geholt und schreibe nochmal.
Ich war von 2011 bis 2014 bei einer analytischen Therapie. Da habe ich meine Muster erkennen gelernt. Dennoch hat mir hier immer die Lösung für das alles gefehlt. Ich habe zwar genau gewusst, ja das ist es aber wie komme ich damit klar. Das ist mir nicht klar geworden. ich war da aber auch noch nicht in der Lage den Therapeuten zu fragen. Das hatte mir schon sehr viel Frieden gegeben und ich konnte mich auch endlich an ein zweites Kind wagen was ich so gerne noch haben wollte...
Nun ist meine Kleine fast drei und es kommt alles wieder raus. Ich werde instabiler. Und es ist wieder Zeit weiter zu üben. Das habe ich erkannt. Schon im Sommer als es mir nur monatlich schlechter ging durch das PMS habe ich mich um eine Verhaltenstherapie gekümmert und mich angemeldet. Und im Oktober kam dann der Anruf, dass ich zu den Probesitzungen kommen kann. Da war ich nun zu den Probeterminen, die Krankenkasse hat die Therapie genehmigt und jetzt war ich zu den ersten zwei richtigen Sitzungen.
Ich möchte euch etwas aufschreiben, dass mir gestern passiert ist mit der Bitte, dass ihr mir beim Analysieren helft und mir vielleicht Ansätze aufschreibt wie ihr gehandelt hättet heute aus eurer Sicht, die ihr schon weiter seid als ich
Ich stamme aus einem Ort ca. 60 km von meinem jetzigen Wohnort, dort fahre ich sehr oft hin weil wir noch vieles dort haben was uns dahin verbindet, mein Mann stammt auch dort her.
Gestern hatte mein ältester Bruder Geburtstag und ich hatte gleich nóch einen Termin beim Frisör ausgemacht in diesem Ort. Wir hatten eigentlich vor dort hin zu gehen und dann bis Samstag da zu bleiben. Nun ist aber meine Kleine am Donnerstag krank geworden und mein Mann musste mit ihr zu Hause bleiben. Ich wollte dann eigentlich auch nicht mehr rüber fahren und wenn ich den Frisör nicht schon drei mal verschoben hätte und mein Sohn nicht dringend die Haare geschnitten werden müssten, hätte ich es noch mal verschoben. Meinem Bruder hätte ich ja auch am Telefon gratulieren können. Das habe ich die Jahre davor ja auch immer getan. Nun bin ich aber gefahren. Mit meinem Sohn. Als ich das letzte Mal allein Auto gefahren bin war ich auf dem Weg von meiner Heilpraktikerin nach Hause und habe da das erste Mal im Auto eine Panikattacke gehabt, d.h. mir hat die Haut gebrannt und ein Schauer stieg meinen Rücken hoch und ich fühlte mich elend, negative Gedanken kreisten und ich wurde unruhig. Ich nenne das eine Panikattacke, zumindest ist es das für mich.
Wie dem auch sei. Ich war schon den ganzen Tag total aufgewühlt. Ich hatte schon auf der Arbeit am Morgen schlechte Gedanken und habe mich vor der Fahrt gefürchtet. Ich wusste es würde schwierig werden weil ich eben keine Lust hatte zu fahren und ich lieder zu Hause geblieben wäre. Und nicht nur weil ich Angst vor einer neuen Panikattacke hatte sondern auch weil ich bei meiner kranken Tochter sein wollte, weil ich einfach auch Ruhe haben wollte. Trotzdem wollte ich mich auch von meiner Angst nicht unterkriegen lassen.
Nun bin ich gefahren. Und selbsterfüllende Prophezeihung. Ich habe mich durch die Hinfahrt gequält. Ich hatte eine Angstwallung nach der anderen und habe die negativsten Gedanken gehabt die ich haben kann. Bis hin zu ich will und ich kann nicht mehr, was wäre wenn ich jetzt tot wäre... Dieser Gedanke beunruhigt mich immer zutiefst. Als Kind wollte ich immer sterben um meine Eltern nicht mehr ertragen zu müssen und ihnen zu zeigen, was sie mir antun. Aber das ist doch jetzt nicht mehr so. Ich will meiner Familie das nicht antun und ich möchte meine Kinder groß werden sehen. Ich möchte sie lieben und halten und stüzen und für sie da sein.
Es war anstrengend, aber ich habe die Fahrt geschafft. Dann war das Kaffeetrinken bei meinem Bruder. Ich konnte mich kaum konzentrieren. Ich bin dann zwischendrin mal auf Toilette und habe die Arme hochgerissen und laut gesagt: "Tschakka, ich habe es geschafft, ich bin mit dem Auto gefahren und habe meine Angst ausgehalten. Ich habe mich ihr gestellt. Tränen schossen mir in die Augen. Zum einen Freudentränen und zum anderen auch trauer weil es so weh getan hatte."
Das hielt nicht lange an aber ich konnte es. Ich saß die Zeit beim Kaffetrinken ab und wartete dass die Zeit rum geht. Ich konnte nur sehr schwer an den Gesprächen teilnehmen und war in mir zusammen gesunken. Dann war die Zeit zu gehen gekommen und wor fuhren zum Frisör. Auch hier wieder warten. warten mit Unruhe dabei ist nicht meine Stärke. Ich versuchte ruhig zu atmen. Aber das half nicht. Wie sollte es auch, schließlich übe ich auch das nicht. Es konnte sich ja noch nicht festgesetzt haben... Wie ein Schlag ins eigene Gesicht. Dann ging es endlich los. Ich durfte zum Haare waschen. Und da war etwas was ich damals in der PPD nach meinem Sohn hatte. etwas Gutes. ich war damals immer mal bei meinem jüngsten Bruder, ein Mensch der mir sehr gut, wir waren die meiste Zeit unserer Kindheit zusammen und er kann mich noch am meisten verstehen. Und wir sind zusammen schwimmen gegangen. Mein Mann hatte unseren Sohn und ich war mit meinem Bruder schwimmen und damals habe ich immer gedacht und auch gefühl: Jetzt tue ich endlich mal was für mich und NUR für mich. Und dieser Gedanke kam als ich die Haare gewaschen bekam. Ich liebe das beim Frisör, die Kopfmassage und so. Und da war das erste Mal an dem Tag ein Lichtblick, es war so toll. Ich habe mir gesagt, das genieße ich jetzt, das ist für mich!
Beim Schneiden der Haare saß mein Sohn neben mir und sollte seine Haare geschnitten bekommen. Das hatte mich wieder überfordert. Ich sagte kürzer er murrte rum. Ich hatte keine Kraft mich durchzusetzen und trotzdem sagte ich, die Ohren frei und der Nacken angeschnitten. Die Frisöse machte das dann auch so. und dann wurden auch meine Haare geschnitten. In der Zwischenzeit war ich schon wieder in mir zusammen gesunken. Aber dann habe ich mich im Spiegel angesehen und ich sah gar nich so ängstlich aus wie ich mich fühlte. ich dachte mir, es geht dir doch gar nicht so schlecht, wie du dich fühlst und ich richtete mich innerlich auf.
Der Frisörbesuch war alles in allem also gut! Ich habe das beste draus gemacht. Dann sind wir zum Auto und ich war zuversichtlich, dass ich die Rückfahrt jetzt auch schaffen würde. Und da war er, mein Zweifler: "Denke dran, es ist jetzt dunkel. Da ist es viel anstrengender zu fahren. Du bist eh schon so angegriffen und müde, ich will mal sehen wie du da die Angst klein halten oder aushalten willst." Wieder sank ich zusammen aber ich war noch beschwingt genug um das besser auszuhalten. Dann fuhren wir. Es ging endlich wieder nach Hause.
Der erste Abschnitt ging auch sehr gut. Dann fuhr ein LKW vor uns mit 60km/h. Wieder wurde ich aufgehalten und auf der Strecke kann man nicht überholen. Also musste ich dahinter bleiben. Da merkte ich wie müde und erschöpft ich bin und genau da fing mein Sohn an von Außerirdischen und UFOs zu erzählen. Nicht mein Thema. Macht mir Angst, weil ich nicht denke, dass die friedvoll sein können.... Und eigentlich auch nichts worüber ich nachdenken möchte... Aber mein Sohn hörte nicht auf. ich wollte ihm aber auch nicht seine Illusionen nehmen ihm den Mund verbieten oder ähnliches. Kindliche Phantasien sind so etwas tolles, die will ich ihm nicht verbieten so wie sie mir verboten wurden.
Dann bog der LKW ab und es ging wieder vorwärts. Ich wurde nur unruhiger weil ich so erschöpft war. Mein Zweifler kam wieder: "Wie willst du eigentlich in diesem Zustand heute Abend schlafen. Du wirst sehen, dass das so nix wird. Und überhaupt ist es ein Wunder dass du bisher so gut einschlafen konntest. Wollen wir doch mal sehen ob es heute Abend auch klappt!" Druck, Ach du ..., was wenn ich eine Tavor nehmen muss. Ich willl keine Tavor nehmen. In diesem Tief kann ich bisher schlafen und das wird auch so bleiben. Schluss, aus!
Geglaubt habe ich das aber eigentlich nicht. Dann kurz vor zu Hause kam ein riesiger Komet über den Horizont. Mehrmals verglühte er. Sowas hatte ich noch nicht gesehen. Eine Sternschnuppe schon aber nicht sowas. über den ganzen Himmel. erst war ich zutiefst erschrocken, was wenn er auf die Erde fällt. Mein Sohn konnte sein Glück kaum fassen. Auch er hatte sowas noch nicht gesehen. Ich habe mir noch schnell was gewünscht
Dann waren wir zu Hause. Ein Parkplatz war auch frei, was in der Weihnachtsmarktzeit nicht so einfach ist. Und ich war wieder zu Hause. Die Heimfahrt verlief viel besser. Und mein Gedanke hierzu, dass das natürlich nur so war weil es die Heimfahrt war und nicht weil ich mich meinen Ängsten gestellt hatte... Wahrscheinlich ist es eher von beidem etwas...
Ich habe gestern noch einen Gedanken gewältzt. Sollte ich nicht eigentlich stabiler sein für solche Dinge. SOllte ich mein Medikament erhöhen? Auf 15 mg gehen? Und dann entspannter da rein gehen und sehen dass ich es kann... Und gibt es Techniken, dass ich der Angst besser begegnen kann. Dass ich mich ihr nicht so ausgeliefert fühle? Dass ich sie besser aushalten kann. Vielleicht, und das ist mein sehnlichster Wunsch, ist sie dann nicht mehr so groß! Meinem Therapeuten werde ich das alles schildern. Dass mir die Angst so weh tut, dass ich sie kaum aushalten kann, mich ihr so ausgeliefert fühle, dass mich die negativen Gedanken so belasten. Als ich das in der letzten Stunde versucht habe zu schildern schien es mir als würder er sich doof stellen. warum sollen ihnen diese Gefühle was anhaben. Eine Panikattacke dauert nicht lange, die geht vorbei. Ja das mag alles sein. Aber es tut weh und es hinterlässt Erinnerungen und gibt mir das Gefühl, dass ich es wieder nicht geschafft habe... Daran möchte ich zu allererst arbeiten. Er will jetzt in der nächsten Stunde meine Angst vor Weihnachten und der arztfreien Zeit (Also ohne meine angestammten Ärzte und Helfer) behandeln. Etwas das mir in der Vergangenheit Probleme gemacht hat. Weil ich auf Biegen und Brechen vermeiden will ins Krankenhaus zu müssen.
Was meint ihr soll ich hier vehementer werden und sagen, dass er mir Techniken zeigen soll wie ich der Angst besser begegnen kann oder wird das mit der Zeit schon kommen? eine meiner Schwächen: Geduld haben und abwarten... den Dingen ihren Lauf lassen.
Wie beurteilt ihr was mir da gestern widerfahren ist. Hätte ich noch warten sollen mich dieser Sache zu stellen war es vielleicht zu viel in meinem Zustand.
Ich will ja üben, aber ich will mich nicht ausliefern. Sowas wie STOPP sagen, dass möchte ich lernen. Denn die Gedanken führen ja in dem Moment zu nichts. Sie schüren das Feuer nur noch mehr. Ich habe das gestern auch probiert aber die Gedanken waren schnell wieder da. Und was auch immer wieder passiert. Ich hatte eine Weile nichts gedacht und das fiel mir auf. Da wunderte ich mich kurz drüber und dann kam wie immer: "Na wollen wir doch mal sehen ob da nicht noch irgendwo ein schlechter Gedanke ist" Und schwupps da waren sie wieder...
Ich habe gestern dann auch immer wieder Rescue Tropfen genommen nachdem die Hinfahrt so ... war. Die haben mich auch etwas runter gebracht, war mein Gefühl...
So. Ich hoffe, dass ihr aus diesem ganzen Wust was machen könnt und mir noch weitere Tipps geben könnt. Wie wärd ihr an meiner Stelle vorgegangen. Kennt ihr solche Gedanken und Situationen. ich will mir das allein Auto fahren nicht auch noch nehmen lassen. Das ist auch ein Stück Freiheit was ich immer hatte.
Ich bin froh, dass ihr mir helft!
Danke!
LG Anna