Urvertrauen

Austausch von Erfahrungen mit Therapieformen, Infos, Tipps

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Anna81

Re: Urvertrauen

Beitrag von Anna81 »

Danke euch beiden.

Ich liste mal auf was ich schon mache:
- einmal die Woche Pilates
- Kundalini Yoga - da gehe ich leider zu unregelmäßig hin obwohl es mir richtig gut tut jedes Mal
- eine Heilpraktikerin, die mit mir situativ arbeitet. D.h. Familienstellen oder schamanisch oder einfach nur reden und erörtern
- eine weitere Heilpraktikerin, die mich homöopathisch unterstützt.
Beide habe ich in der Schwangerschaft mit meiner Tochter kennen gelernt bzw. aufgesucht. Bei der Heilpraktikerin, die mich homöopathisch unterstützt mache ich gerade eine miasmatische Behandlung. Eigentlich frisst die an sich schon extrem Kräfte, aber sie hat mich auch in Bewegung gesetzt. Sport mache ich auch zu wenig.

Ab Januar mache ich einen wöchentlichen Yogakurs. Das ist dann eher das normale Yoga, das man so kennt.
Für das autogene Training habe ich sogar eine CD. Ich hab nur nie damit angefangen weil ich Angst hatte es genauso zu versauen wie Jacobsen. Ich hatte schon Jacobsen probiert aber das war damals in den Anfängen der PPD und da bin ich gar nicht damit klar gekommen...

Und ich beschäftige mit meinem inneren Kind und versuche mich mehr selbst zu lieben.
Aber all das habe ich jetzt erst bewusst begonnen.
Bei diesem ganzen Berg von Aufgaben bin ich ganz unsicher was ich zuerst machen soll?

Ach und wegen der Medikamentenerhöhung. Ich erwäge die nur um vielleicht nicht immer so tief abzurutschen wenn ich der Angst begegne wenn ich mir ihr stelle. Weil, dass ich mich ihr stelle steht fest. Es geht mir nur danach noch länger schlecht wenn ich solche Erlebnisse hatte. Bisher hatte ich immer noch mindestens eine Woche zu schaffen wenn mich mal wieder eine Panikattacke überrumpelt hat. Als letztes legen sich dann erst die Unruhe und die schlechten Gedanken.
Ich hoffe, dass das auch kürzer wird je öfter ich da rein gehe.... Und was sagt mein Zweifler?: "Nimm doch ruhig weiter eine Pille oder suche doch weiter danach. Dann brauchst du uns nicht anzuschauen."

Danke! LG Anna
Anna81

Re: Urvertrauen

Beitrag von Anna81 »

Mädels, will ich zu viel? Ich habe heute viel mit der STOPP Methode gearbeitet. Jetzt kommt aber ein Gedanke, der viel hartnäckiger ist. Ich habe Angst wieder depressiver zu werden. Ich habe heute keinen Appetit und bin permanent unruhig. Und ich bin zu keiner positiven Stimmung fähig. Ich habe Angst, es nicht zu schaffen!!!!
Soll ich eine halbe Tavor nehmen?
Anna81

Re: Urvertrauen

Beitrag von Anna81 »

Ich habe noch eine ganz wichtige Frage an euch. Ich habe gerade mit meiner Heilpraktikerin telefoniert. Sie sagte mir klipp und klar, dass ich da raus wollen muss. Ansonsten wird das nichts und sie sagt mir auch auf den Kopf zu dass ich in meiner Komfortzone bleiben will. DasS Ich mich nicht bewegen will. Ich soll weiter mit dem inneren Kind arbeiten.
Ich bzw. Mein Kopf sagen ICH WILL DA RAUS aber mein Unterbewusstsein sagt das nicht so. Nicht so bestimmt. Und die HP sagt bevor das nicht anders ist wird sich nichts ändern.

Ich muss wenn ich ehrlich bin sagen, dass wenn man mich fragen würde für wen ich das alles mache, dann würde ich sagen für meinen Mann und meine Kinder.
Ich war ganz erschrocken! Ich sollte eigentlich sagen, dass ich es für mich will und für niemanden anders! Da ist der Weg aber wie gelange ich da hin?
Selbstliebe und inneres Kind sind meine Ideen an der Stelle....

Bitte helft mir. Ich leide gerade sehr, mir fällt es schwer das ist eine essentielle Frage. Wie war das bei euch?

LG Anna
lotte

Re: Urvertrauen

Beitrag von lotte »

Hey Du,

keine Panik ;) Deine HP hat zwar generell Recht, wenn sie sagt, Du musst die Veränderungen wollen: hinschauen, wo Ängste sind, wo es weh tun kann. Lernen, die Verantwortung für Dich zu übernehmen, Dich zu lieben.

ABER: das ganze ist doch ein Prozess! Und kein: "Ich will das jetzt so" und schwupps sind Eigenliebe, Akzeptanz da, Ängste verschwunden.
Dein Unterbewusstsein muss quasi auch erstmal "prüfen", ob Du es ernst meinst mit Deiner Entscheidung, oder wieder in alte Verhaltensmuster fällst.
Das dauert alles seine Zeit und Du wirst noch so manches Mal zweifeln. Deine Ideen hast Du jetzt erstmal im Kopf, die Umsetzung ist etwas anderes.

Aber wie schon gesagt: KEINE PANIK, der Weg ist das Ziel!
Und wenn Du heute mal keinen Appetit hast, unruhig bist: nimm es nach Möglichkeit "einfach" an und kein Drama draus. Ich weiss, das sagt sich leicht.

LGL
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Marika
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Re: Urvertrauen

Beitrag von Marika »

Hallo Anna,

also ich sehe es so: du WILLST die Veränderung und daher ARBEITEST DU AUCH an dir. Und das im Moment sogar sehr erfolgreich. Wie kannst du etwas für dich wollen, wenn dein Selbstwertgefühl noch nicht wirklich da ist? Dieses erarbeitest du dir gerade, dann wirst du das alles auch für DICH TUN WOLLEN! Auch ich habe das ganze zuerst für meine Familie auf mich genommen, erst später dann für MICH - dafür dann aber ganz klar für MICH!

Es steht mir nicht zu Therapeuten zu kritisieren, aber ich sehe die Aussage deiner Therapeutin sehr kritisch und nicht hilfreich. Nur DU kennst dich selber zu 100 %, daher finde ich es etwas anmaßend von ihr, solche Äußerungen von sich zu geben. Ich halte sehr viel von Alternativen Methoden, bin sogar esoterisch angehaucht :wink: , aber mir stoßen ihre Worte doch ziemlich sauer auf. Mit dem inneren Kind arbeiten - schön und gut, habe ich auch mal kurz gemacht, wirklich geholfen hat mir aber die Arbeit in der Verhaltenstherapie. Das Unterbewusste hat dann nach gezogen - also genau umgekehrt wie deine Therapeutin sagt. Jeder Mensch ist anders und wird daher einen anderen Weg gehen müssen. Ich möchte dir damit nur sagen, dass du nicht einfach alles eins zu eins so glauben musste, wie dir gesagt wird - das was dir hilft - DAS ist dein Weg und nur DU kannst das für dich herausfinden.

Du fragst auch ob du zu viel willst oder zu viel machst.... :wink: Ein bisschen glaube ich schon. :wink: Aber das ist normal, man will ja wieder gesund werden - am besten noch heute und nicht erst morgen. :wink: Nur leider geht das nicht. Du machst sehr viel, versuch auch mal etwas für dich zu tun, dass einfach GAR NICHTS mit Therapie oder ähnlichem zu tun hat. Es muss und soll nicht ständig alles nur einen therapeutischen Zweck erfüllen.... :wink: Tu dir einfach mal was gutes, so wie der Friseur z.B. - den hast du sehr genossen. Was gibt es noch, dass du gerne machst, bzw. genießen kannst? Mit einer Freundin ausgehen - nur Mädels eben? Was fällt dir da ein, magst du es uns schreiben?

Du erlebst im Moment ein kleines Tief - das kommt häufig vor, wenn man erfolgreich geübt hat und einen Schritt weiter gekommen ist. Dann taucht ein neuer Gedanke auf und denkt, man steht wieder am Anfang - ist aber nicht so. Ich hatte unendlich viele Zwangsgedanken damals - einer war bearbeitet, der neue stand vor der Tür... das war extrem anstrengend und oft nur schwer zu ertragen. Das ist aber normal, jetzt musst du durch halten. Ob eine AD Erhöhung sinnvoll ist, solltest du mit deinem Arzt besprechen. Eine Erhöhung kann solche Tiefs besser abfedern und dir eine Erleichterung bringen. Bei mir hat das damals auf jeden Fall Sinn gemacht und auch sehr geholfen.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Anna81

Re: Urvertrauen

Beitrag von Anna81 »

Guten Morgen,

Ich bin gestern allein Auto gefahren! :D

Und ich hatte zu Hause diese kurze Eingebung. Ich möchte jetzt gerne allein Autofahren üben. Da war ich gerade in der Lage zu sagen: Angst, komm ruhig, ich halte dich aus. Ich bin stark. Ich kenne dich und ich halte dich aus. Es war ca. 17 Uhr als ich dann tatsächlich losgefahren bin. Ich hatte mir ein Ziel gesteckt. Bis in den übernächsten Ort wollte ich fahren. Und als ich im Auto saß kamen die Symptome, aber bei weitem nicht so stark.

Wieso ist das so? Mein Zweifler, ich habe ihn Konrad genannt, danke Marika für den Tipp, meint nämlich, dass ich wenn ich nicht gezielt übe sondern einfach mal wieder so Auto fahre, dass dann die Ängste wieder voll durch kommen. So ein Käse mit der Überei sagt er....

Es kamen verschiedene Widerstände. Mittendrin ich hatte mein Ziel noch nicht erreicht, wurde ich ganz schwach, so nach dem Motto, kehr endlich um, du schaffst sonst den Rückweg nicht. Da habe ich mir gesagt: nein ich habe ein Ziel und da fahre ich jetzt hin. Ich bin zwar gerade schwach aber das geht trotzdem. Ich habe mich in meinen Autositze eingeschmiegt und habe die Wärme der Sitzheizung genossen. Und dann bin ich doch tatsächlich noch einen Ort weiter gefahren als ich eigentlich wollte. Die Gefühle wallten sehr in mir. Die meiste Zeit war ich glücklich. Ich wusste dass ich so alles schaffen kann! Das ich verdammt stark bin. Ich habe gejubelt und mich gefreut. Ich kann die Angst aushalten und Konrad habe ich auch einigermaßen mit einbinden können und musste ihm nicht den Mund verbieten. Als ich zu Hause dann auch noch gleich einen Parkplatz gefunden hatte war ich total froh. Ich stieg aus dem Auto und ließ erstmal einen Freudenschrei los - hoffentlich hat mich keiner gesehen. :wink:

Und heute erzähle ich euch davon. Ich möchte euch teilhaben lassen.
Allerdings ist es heute Morgen schon lange nicht mehr so toll wie gestern. Ich bin heute Morgen wieder weitaus mehr in mir zusammen gekrochen und würde mich das jetzt im Moment nicht trauen. Ich kann solche guten Dinge einfach nicht so lange konservieren. Ich zehre nicht so lange davon.

Und ich habe gestern Abend autogenes Training gemacht und bin dabei eingeschlafen. Ist das in Ordnung wenn das passiert?

Ok. Das war es erstmal von mir. Und ich will ja doch raus aus der ganzen Geschichte sonst wäre nicht dieser Geistesblitz aus dem Nichts aufgetaucht, dass ich jetzt üben möchte allein Auto zu fahren. Der kann doch nur aus dem Unterbewusstsein gekommen sein!

Ich danke euch fürs Lesen!

LG Anna
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Marika
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Re: Urvertrauen

Beitrag von Marika »

Hallo,

bravo - sehr gut gemacht! :D Du machst das wirklich vorbildlich mit dem Üben - da war ich bei weitem nicht immer so konsequent. :wink: Ja - du willst da raus, das sieht man deutlich. Daher würde ich den Worten deiner Therapeuten wenig Gewicht beimessen. :wink:

Ja, du darfst beim Autogenen Training einschlafen - ist absolut erlaubt! :wink:

Lass Konrad nur reden - es ist normal, dass der Kerl sich erstmal extrem dagegen stemmt, wenn du übst. Da bläht der sich dann teilweise nochmal so richtig auf. Aber nicht dadurch aus dem Konzept bringen lassen! Es ist auch völlig normal, wenn du dich heute nicht so gut fühlst. Erstens geht es mit den langfristigen Erfolgen nicht so schnell, aber sie werden kommen. Und zweitens spielt auch die Erschöpfung mit nach dem Üben mit. Das ist sehr anstrengend und das merkst du dann einfach.

Geduld, Geduld.... :wink: :wink: :wink:
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Anna81

Re: Urvertrauen

Beitrag von Anna81 »

Hallo ihr Lieben,

Ich habe noch eine Frage an euch bzgl. Des Blutzuckerspiegels und verstärkten depressiven und ängstlich Symptomen. Ich habe die letzten Tage gemerkt, dass ich immer so ab 15 Uhr noch mal eine Verstärkung der Unruhe und der negativen Gedanken und auch Angstgefühle hatte. Dann habe ich den "Fehler " gemacht und bin erstmal raus gegangen weil ich dachte Bewegung würde mir gut tun. Dass Bewegung prinzipiell gut ist weiß ich. Nur ich hätte etwas essen sollen. Meine letzte Mahlzeit war das Mittagessen zu dem Zeitpunkt. Ich bin dann los und draußen zügig spazieren gegangen. Davon bin ich jedes Mal total fertig und eigentlich mit noch stärkeren Symptomen zurück gekommen. Gestern hatte ich dann zum ersten Mal den Einfall, dass es Hunger sein könnte und ich habe etwa gegessen. Dann, schon nach recht kurzer Zeit wurde es besser.
Ich weiß nicht ob es hier schon mal Thema war aber gibt es hier Zusammenhänge zwischen Blutzuckerschwankungen und Angstgefühlen/Angststörungen? Ist hier bspw. regelmäßiges Essen und in kürzeren Abstände eine Hilfe?
Bei mir ist das leider etwas schwierig weil noch zusätätlich unter einer Fruktoseintoleranz und einer Glutenintoleranz leide... Aber auch das lässt sich regeln, indem ich bspw. Immer Traubenzucker oder Reiswaffeln o.ä. dabei hätte...

Was meint ihr?

Ach und noch etwas. Wer von euch hat schon mal was von Neuropeptid S oder den Forschungen zu MitoQ gehört? Ich bin auf der Seite des Max Planck Instituts für Psychiatrie da drauf gestoßen. Das ersetzt aber dennoch nicht das Konfrontieren mit der Angst, das ist klar. Aber es könnte ein Fortschritt in der Angsttherapie sein.
Ich hoffe, dass ihr auch schon was davon gehört habt oder eventuell was dazu wisst....

LG Anna
lotte

Re: Urvertrauen

Beitrag von lotte »

Hi Anna,

das mit dem Blutzuckerspiegel spielt auf jeden Fall eine Rolle. Habe ich selbst erlebt. Das körperliche Unwohlsein, dass man verspürt, wenn der im Keller ist, kann sich wie Angst anfühlen. Schwäche in den Beinen, aber auch Schwindel im Kopf. Eine Freundin von mir hat deswegen z.B. IMMER was essbares in der Handtasche. Also: gerade beim schnelleren Laufen (oder auch sonst als Sicherheit), steckst Du Dir am besten immer was ein ;=)

Zu Deinem PS kann ich leider gar nix sagen. Noch nie was von gehört.

LGL
Nickolakala

Re: Urvertrauen

Beitrag von Nickolakala »

Liebe Anna,

na siehst Du? Die Geschichte mit dem Auto fahren und dem guten Gefühl danach ist der erste Weg zum Selbstvertrauen !!! Du hast diese Fahrt geschafft und weiss genau, dass Du diese auch wieder schaffen würdest. Super !!!!!!
So geht es Schritt für Schritt voran.

Das geht nicht von heute auf morgen. Und ich glaube auch mit der Überei machst Du Dir etwas zu viel "Stress".
Versuch einfach Dein Leben zu leben, das zu tun, was zu tun ist und nimm die Angst mit wenn es sein muss. Nimm sie mit, nimm sie an, als einen Teil von Dir. Je besser Dir das gelingt umso kleiner wird die Angst.
Ich weiss es ist leicht gesagt, mir gelingt das bei weitem auch nicht immer, aber vll. jeden Tag etwas mehr.

Und JA, wenn Du denkst dass gerade eine Tavor nötig ist um mal wieder "an die Grundlinie" zu kommen, dann nimm sie ! Klar. Eben nur nicht so oft, weil sie stark abhängig machen.

Alles Gute ! Und weiter so !!!!!

Liebe Grüsse
N.
Graureiherin
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Re: Urvertrauen

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Du,

ich kann mich den anderen nur anschließen, vor allem Nicki hat es für mich auf den Punkt gebracht. Mach Dir nicht so viel Druck. Es erscheint mir nämlich so. Alles was Du im Kopf hast tun zu wollen, sind gute und wichtige Ansätze. Aber mache nichts davon mit dem Gedanken "das mach ich jetzt, denn dann werde ich bald gesund". Klar, wir wollen gesund werden, ohne Symptome sein. Aber ich glaube auch, dass es besonders wichtig ist, sich in dieser schwierigen Zeit so zu nehmen, wie man eben gerade sind. Leicht gesagt und schwierig umgesetzt, ich weiß. Manche Deiner Überlegungen passen vielleicht jetzt nicht (Jakobsen?) , dafür evtl. in einer späteren Phase. Du hast doch noch dein ganzen Leben Zeit!

Manchen was Du schreibst erinnert mich einfach an mich. Bücher lesen, Therapien, üben, üben, üben, vor allem wenn es gerade so unendlich schwer ist mit dem Leben. Aber was sich lange in uns angebahnt hat und manche Verhaltensweisen (die in früheren Zeiten auch ihren berechtigten Sinn hatten) lassen sich nur sehr behutsam und langsam verändern.

Ich habe noch Deinen Satz im Kopf: das will ich auch... so will ich auch sein. Wichtig ist aber, dass Du, Du bist. Akzeptiere Dich so wie Du bist. Zur Zeit bist Du voller Ängste und Zweifel. Diese gehören jetzt zu Dir. Du kannst deren Sinn erkennen und mit ihnen umgehen lernen, aber schnell wegggehen werden sie nicht.
Meine Schwester hat immer wieder mit Ängsten, Unruhe und depressiven Episoden zu tun. Sie hat einmal zu mir gesagt: Ich dachte sehr lange, dass ich krank bin. Aber irgendwann habe ich das nicht mehr gedacht. Sondern ich bin doch gesund! nur eben mit diesen Symptomen.

Ich glaube das ist ein wichtiger Schlüssel, der zu einem guten Leben führt.

Sei milde zu Dir, hart zu uns sind wir oft genug. Das wird schon!
mit lieben Grüßen die Graureiherin
postpartale Zwangserkrankung 10/2012
Cipralex bis 2014
Rückschlag 2015, wieder Escitalopram bis 15mg
langsame Reduzierung auf 5 mg Escitalopram seit Juli 2017
Verhaltenstherapie beendet seit September 2017
Anna81

Re: Urvertrauen

Beitrag von Anna81 »

Gestern war wieder ein sehr anstrengender Tag und ich glaube jetzt zu wissen weshalb.
Ich gönne mir keine Ruhepausen. Ich weiß, ihr habt mir das schon gesagt. Aber ihr wisst ja wie das ist mit dem nicht hören wollen und dann fühlen müssen... Ich dachte wirklich, das ich heute Abend schon wieder in der Lage sein würde etwas zu üben. Aber ich habe den ganzen Tag innerlich um Stabilität gebettelt, geradezu gefleht. Ich bin nicht zur Ruhe gekommen und bin geradezu rum geirrt nach jemandem, der mir hilft. Das war schon am Samstag so nach meiner Übung vom Freitag und gestern nach meiner Übung vom Sonntag auch. Ich muss also nicht täglich üben, soweit bin ich jetzt in meinem Verständnis. Und mir Ruhe zu gönnen ist kein Stillstand. Es ist ein Verweilen und Kräfte sammeln um den Weg langsam weiter zu gehen.
Ich habe mich gestern wie auch am Samstag gefühlt als würde ich gar nicht mehr wissen wo mein Weg ist.
Ich hatte euch ja geschrieben, dass ich eine HP habe, die mir vor allem bei meinen seelischen Schwierigkeiten (mit Familienstellen etc.) hilft, nicht die für die Homöopathie.... Und sie habe ich dann gestern angerufen. Sie hilft mir immer so gut dabei zu erkennen was jetzt los ist. Sie hört mir zu und dann filtert sie genau raus was ich gerade brauche.
Ich bin in so schweren Zeiten wenn der Sturm in mir tobt nicht in der Lage klar zu denken, mein leckgeschlagenes Schiff da raus zu navigieren. Und dann hilft mir ein Anruf bei ihr und sie dringt mit dem was sie sagt zu mir durch.
Sie sagt immer zu mir: "Du bist auf deinem Weg, du hast dich aufgemacht. Bitte sei behutsam zu dir. Und gönn dir die Ruhe, du hast enormes geleistet in den letzten Wochen. Dein Körper muss jetzt erstmal deiner Seele folgen können."
Und das mit dem Auto fahren ist ja nicht das einzige was ich in den letzten Wochen getan habe. Ich habe zwei Konzerte Solo mit Orchester gespielt bei einem Dirigenten mit dem ich in meiner Studienzeit sehr große Probleme hatte. Ich habe so eine Angst und Panik schon zwei Wochen vor den Konzerten gehabt. Zum einen hatte ich durch die Kinder schon ewig nicht mehr gespielt gehabt und nun rief er mich an ob ich nicht spielen wollte am ersten Advent. Ich habe sofort zugesagt weil ich mich gefreut habe und dann kam das große Flattern. Hatte ich vorschnell entschieden. Würde ich das mit meinen Problemen überhaupt bewältigen können? Und dann dieser Mensch. Im Familienstellen fand ich heraus, dass der Dirigent wie mein Vater ist und ich wie ein kleines Kind vor ihm stehe. Als etwa siebenjährige Anna mit Angst in meinen braunen Kulleraugen, dass er mich nicht beachten oder loben würde sondern nur verletzen mit seiner Abweisung. Und so ist er tatsächlich, nur heute bin ich nicht mehr sieben und ich brauche nicht mehr auf Anerkennung hoffen. Jetzt kann ich sie mir selbst geben oder eben auch sagen wenn der Dirigent mich verletzt: Mach deinen Scheiß doch allein!
Und so konnte ich mich aufrecht hinstellen und die zwei Konzerte spielen. Ich war mächtig stolz und danach fast eine ganze Woche total erschöpft bin sogar mehrfach an meinem Computer auf Arbeit eingeschlafen. Aber ausruhen ist in der Weihnachtszeit schwierig. Ständig Termine und Abendveranstaltungen. Ich habe nicht auf mich gehört und bin zu jeder Veranstaltung hin.
Im Moment schlafe ich so gerne abends bei den Kindern mit im Bett ein. Und meistens schlafe ich sogar bis zum Morgen bei Ihnen durch. Oder ich wechsel nur kurz in mein eigenes Bett. Darauf hätte ich hören sollen und nicht gegen meine Gefühle arbeiten.
Das weiß ich jetzt. Aber werde ich es auch noch wissen wenn es mir wieder gut geht? Ich tappe ständig in dieselben Fallen, mache die gleichen Fehler, höre nicht auf mich und dann haue ich mir noch selbst eins rein wie ich wieder so blöd sein konnte schon wieder den gleichen Fehler gemacht zu haben. Ich bin so wenig lieb zu mir selber. Ich vergebe mir nicht, bin hart zu mir.
Ich SEHE die Stolperfallen aber ich trete noch immer rein!

Wisst ihr, ich vergesse so schnell. Daß ist auch in Schutzmechanismus meiner Kindheit. Nur vergesse ich das, was mir helfen wird wenn ich es beachte. Ich behalte die negativen Muster und die positiven, die mich voranbringen, die vergesse ich regelrecht! Wie kann ich das verbessern. Aufschreiben? Jede Woche drei Erkenntnisse täglich wiederholen und vor Augen halten?
Was meint ihr?

So! Das ist jetzt wieder sehr lang geworden. Ich sitze auf Arbeit und tippe auf meinem Handy rum und schaffe rein gar nichts. Aber das ist gerade nicht wichtig. Ich bin hier, ich drücke mich nicht. Und nachher gehe ich zu einem ausgedehnten Spaziergang. Oder ich gehe nach Hause Yoga machen, das wollte ich zumindest gestern sehr gerne... Mal sehen worauf ich Lust habe.

Liebe Grüße
Anna
Anna81

Re: Urvertrauen

Beitrag von Anna81 »

Wisst ihr, ich habe jetzt schon fast sieben Jahre mit dieser Sache zu tun. Und ich fühle mich so schrecklich eingeschränkt. Trotzdem darf ich nicht vergessen, dass ich großartiges geleistet habe als ich mich für ein zweites Kind entschieden hatte, dass ich überhaupt so weit gekommen bin. Das war schon immer mein sehnlichster Herzenswunsch. Und den Weg habe ich geschafft. Und nun ist es an der Zeit weiter zu gehen. Ich hatte ja tatsächlich gedacht, dass sich die Sache nach dem zweiten Kind erledigt hätte. Blöd ich weiß, aber eben auch veständlich.
Nun geht es weiter und das fällt mir so schwer anzunehmen. Es tut so weh! Und wenn ich die Zeit sehe, die es jetzt schon dauert.... Aber ich muss ehrlich sein, alles was ich bisher getan habe, war dazu da, es wegzukriegen. Aber hinschauen, das was ich jetzt gerade beginne, davor habe Ich mich massiv gescheut. Der leichte Weg, den wollte ich gehen. Ich habe das Gefühl, dass ich wieder wertvolle Jahre vergeudet habe. Ich könnte schon viel weiter sein. Ich möchte annehmen was ist und nicht noch drauf schlagen. Das sind meine Gedanken an der Stelle, die wollte ich euch noch schildern.
Danke für eure offenen Ohren!
Nickolakala

Re: Urvertrauen

Beitrag von Nickolakala »

Hallo Anna,

irgendwie muss ich "grinsen"- sorry wenn ich lese, dass Du immer wieder Deine Grenzen überschreitest und immer wieder die gleichen Fehler machst!!!!
Bei mir ist es genau SO .

Immer und immer wieder denke ich "..., eigentlich willst Du das doch gar nicht und machst es trotzdem".

ABER der grosse grosse Unterschied ist: Wir merken, dass wir etwas gegen unseren Willen tun. Vor 5 Jahren hab ich das noch nicht gemerkt.
Deshalb denke ich: Wenn ich mir der "Fehler" bewusst bin ist das der 1. Schritt, dieses dann zu ändern ist meine Aufgabe und ist ein Prozess. Das geht nicht von heute auf morgen..

Ja und irgendwie lese ich bei Dir heraus, dass Du Dich auch nicht gut fühltst wenn Du einmal "nichts tust". so geht es mir auch. Aber das ist nicht gut. Wir sollten uns viel mehr Ruhe und Entspannung gönnen.

Alles Gute
N.
Antworten