Wie hilft einem die Therapie?

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AussieGirl83

Wie hilft einem die Therapie?

Beitrag von AussieGirl83 »

Hallo,
ich bin ja noch recht neu hier und wollte nach euren Erfahrungen fragen, wie genau euch die Therapie geholfen hat. Ich leide ja seit ca 3 Wochen unter PPT,m nehme seit etwa 2 Wochen Citalopram und hatte Montag meine erste Therapiestunde. Ich habe dort viel geheult und es hat irgendwie gut getan. Seitdem heule ich zwar wieder mehr aber auch das tut gut.
Ich weiß, ich bin da vielleicht wieder zu verkopft, aber ich würde mir erhoffen dass ich dabei auch irgendwie Strategien lerne wie ich mit der Angst umgehen kann. Ist das so oder muss man erstmal lange daran arbeiten?
Wie schnell hat euch das geholfen?
...War sonst auch noch nie bei einer Therapie...
Danke
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Marika
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Re: Wie hilft einem die Therapie?

Beitrag von Marika »

Hallo,

ich habe 2,5 Jahre Therapie gemacht. Eine recht lange Zeit, aber es hat sich gelohnt. Meine Hauptsymptome waren starke Zwangsgedanken, Angstattacken und auch Panikzustände. In der Therapie habe ich zuerst mal gelernt zu verstehen was da mit mir passiert, was im Gehirn dabei abgeht und woher das ganze kommt. Ich habe auch genau verstanden, was das AD dabei für eine Rolle spielt und wie es wirkt! Wir haben auch einen Blick in die Kindheit geworfen. Da ist mir dann zum ersten Mal ein Licht aufgegangen. Als ich die Zusammenhänge zu meinem jetzigen Leben verstanden hatte (das war nach ca. 5 Sitzungen soweit), habe ich Übungen für zu Hause bekommen. Diese zielten darauf ab, die ZG zu erkennen. In weiterer Folge lernte ich Strategien, wie ich mich bei Angstattacken verhalten soll um diesen nach und nach den Wind aus den Segeln zu nehmen. Mein Therapeut hat mir auch das autogene Training beigebracht und einige EMDR Sitzungen (das ist ein spezielles Verfahren das auch zur Lösung von Traumata angewendet wird) mit mir gemacht.

Sehr wichtig waren für mich auch div. Übungen und Hausaufgaben, die mein SELBSTVERTRAUEN UND MEINE SELBSTLIEBE stärken sollten. Für mich persönlich war das ein ganz wichtiger Faktor.

Mein Therapeut war auch Psychiater, er verschrieb mir auch mein AD. Das war sehr gut, da ich so nur einen Ansprechpartner brauchte. Er war aber "Privat" - das heißt ich hatte einen Selbstbehalt, was es mir aber wert war. So konnte ich die Therapie so lange machen wie ICH das Gefühl hatte, ich brauche es und die KK konnte mir da nicht rein reden! :wink:

Wenn du noch Fragen hast, nur zu! :wink:
Liebe Grüße von
Marika

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schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
plueschi06

Re: Wie hilft einem die Therapie?

Beitrag von plueschi06 »

Huhu Marika

Was geht denn dabei im Kopf ab und wie erkennst du ZG und weist,das es nur ZG sind?
Meine Therapie läuft leider nicht so gut wie deine ;-( deswegen stelle ich auch dor die fragen da ich glaube du hast mehr wissen als meine Psychologin.

LG mandy
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Marika
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Re: Wie hilft einem die Therapie?

Beitrag von Marika »

Hallo,

bei ZG ist es so: im Gehirn arbeitet der frontale Kortex (Gehirnareal hinter der Stirn) zu viel - er ist überaktiv. Dieses Areal ist eigentlich für das "Ausmisten" von unnötigen Gedanken zuständig. Denn wir denken ja pausenlos, aber nur ein Bruchteil davon ist relevant - also wichtig - und dringt in unser Bewusstsein vor. Alles andere wird vom frontalen Kortex normalerweise als "Müll" erkannt und sofort "weg geschmissen". Meist bemerken wir das nicht mal. Wenn der Kortex überaktiv ist, dann kontrolliert er die Gedanken viel zu viel auf "Müll" und hält sie quasi zu lange auf und genau dann bemerken wir diese Gedanken auch. So dringen Gedanken in unser Bewusstsein, die eigentlich unnötig und unwichtig wären. Wir erschrecken!!! Wir beginnen zu grübeln "was denk ich denn da", wir bekommen Angst und aus dieser entstehen wieder neue "unnötige Gedanken". Der Kreislauf Angst-ZG-Angst ist geboren.

ZG erkennt man daran, dass es Gedanken sind die Angst machen, die sich nicht unterdrücken lassen und sich ständig wieder aufdrängen. Je mehr man sie verdrängen will, umso heftiger werden sie.

Dazu kommt meist auch ein Ungleichgewicht der Botenstoffe - bei ZG ist meist zu wenig Serotonin vorhanden. Diese Botenstoffe befördern einfach gesagt alles was wir sehen, hören usw. in das richtige Gehirnareal. Es ist so zu sagen "Postboten". Sind nun zu wenig Postboten da (kennen wir ja auch von der richtigen Post... :lol: ) was passiert? Genau! Post wird falsch oder gar nicht zugestellt. So kann der Anblick von einer Schere fälschlicherweise in das "Angstareal" kommen und auch "Angst" auslösen, obwohl es keinen Grund gibt. Ein AD hält diese "Postboten" fest, damit sie nicht zu schnell verstoffwechselt werden. So erhöht sich deren Zahl wieder und die "Post" kann immer besser und richtig "zugestellt" werden. :wink:

Die Übungen in der Therapie wirken praktisch manuell auf bestimmte Gehirn Areale ein. Da das Gehirn wie ein Muskel ist, kann man gewisse Areale anregen mehr oder auch weniger zu arbeiten. So spielen AD und Therapie zusammen!
Liebe Grüße von
Marika

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Re: Wie hilft einem die Therapie?

Beitrag von Marika »

Was wichtiges noch: Wegen dieser Überaktivität des frontalen Kortex, werden die ZG aber auch NICHT ausgeführt. Er ist nämlich auch für die IMPULSKONTROLLE zuständig. Und je mehr der arbeitet, umso besser hat mein "sich im Griff". Das ist die gute Nachricht. Man konnte feststellen, dass z.B. wirkliche Täter im frontalen Kortex so gut wie KEINE Aktivität aufweisen, sie haben auch KEINE ZG. Daher: Man hat zwar ZG - aber ein Ausführen ist unmöglich! Paradox, aber wissenschaftlich belegt!
Liebe Grüße von
Marika

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Re: Wie hilft einem die Therapie?

Beitrag von plueschi06 »

Huhu

Danke marika für deinen ausführlichen Bericht.
Das schlimme ist halt,das die ZG so echt,bedrohlich und einschränkend wirken ;-(
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Marika
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Re: Wie hilft einem die Therapie?

Beitrag von Marika »

Ja klar, leider ist das so. Aber das sollte dich nicht davon abhalten daran zu arbeiten. Und sich selber über das Thema weiterbilden, das hat mir viel von meiner Angst genommen!
Liebe Grüße von
Marika

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Re: Wie hilft einem die Therapie?

Beitrag von AussieGirl83 »

auch hier danke für deine Nachricht Marika. Das gibt mir doch schonmal eine Idee, wie sowas ablaufen kann und stimmt mich zuversichtlich, dass ich auch ein paar Strategien am die Hand kriegen werde.. genauso hatte ich es mir vorgestellt... ZG habe ich zum Glück nicht, und ich hoffe eigentlich dass keine Kindheitstraumata auftauchen. War bisher eigentlich immer ein sehr glücklicher Mensch.
hattest du schon vor der PPD Probleme in diese Richtung oder ist das dann ganz plötzlich aufgetaucht?
LG
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Re: Wie hilft einem die Therapie?

Beitrag von Marika »

Hallo,

Ich hatte schon als Kind zum ersten Mal ZG und Ängste. Habe aber keinem was erzählt. Die Problematik ist also schon vorher da gewesen, nur milder und mir war nie klar dass das eigentlich eine psych. Erkrankungen ist. Erst nach der Geburt traf es mich mit voller Wucht...
Liebe Grüße von
Marika

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