Psychiatrie und dann?

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ootte

Psychiatrie und dann?

Beitrag von ootte »

Mich beschäftigt keine klassische Angehörigen-Frage, deshalb schreibe ich hier.

Meine Frau ist an einer PPP erkrankt (siehe Vorstellung). Sie wird noch zwei Wochen in der Psychiatrie bleiben müssen, bis sie stabil ist. Was wäre eurer Erfahrung nach danach sinnvoll?

Ist es besser sie Schritt für Schritt wieder in den Alltag zu lassen (mit psychiatrischer und psychotherapeutischer Begleitung) oder ist eine Mutter-Kind-Kur eher empfehlenswert?
Nora

Beitrag von Nora »

Guten Morgen, Oliver,

eine Mutter-Kind-Kur würde ich nicht empfehlen. Kuren dienen generell der Vorbeugung von Erkrankungen und die psychotherapeutische Begleitung ist eher Nebensache.
Ich würde Euch raten, eine engmaschige ärztliche und psychologische Betreuung in den Alltag zu integrieren. Eine Therapie ist hier in jedem Fall angesagt. Welche Therapieform am sinnvollsten ist kann Euch sicherlich die Psychiatrie sagen. Damit Deine Frau soviel Untersützung wie möglich tagsüber hat, wäre eine Haushaltshilfe oder noch besser, jemand aus dem familiären Umfeld gut. Der Alltag mit einem Neugeborenen ist auch ohne Erkrankung schwierig genug und deshalb ist die Entlastung und Unterstützung Deiner Frau hier besonders wichtig.

Wenn der Alltag sich eingespielt hat und Deine Frau eine lange Zeit stabil ist, könnt Ihr nochmal über eine Mutter-Kind-Kur nachdenken. Aber jetzt halte ich das nicht für sinnvoll. So eine Kur ist durchaus anstrengend - ich sprech da aus Erfahrung. Ich habe letzten November eine gemacht und bin ja auch schon lange stabil. Es war zwar schön, aber trotz allem auch anstrengend.

LG,
Nora
Red-headed-woman

Beitrag von Red-headed-woman »

Moinsen,

sprech mit den Ärzten und Psychiatern in der PSY. Es gibt auch dazugehörige Tageskliniken.

Nach meinen Aufenthalt (3 Wochen stationär) bin ich noch weit. 8 Wochen in die dazugehörige Tagesklinik gegangen.

Jeden Morgen gegen acht Uhr hin und nachmittags um 16 Uhr war "Feierabend". Normale Therapien etc. sind automatisch weitergelaufen.

Es gibt den sozialen Dienst, der betreut auch psychisch kranke Menschen.

Was ist mit einer Haushaltshilfe von der KK?

Grüße
Mimi

Beitrag von Mimi »

Ich würde in diesem Fall auch von einer Muki kur abraten. Dazu ist der Fall zu akut.

Haushaltshilfe ist gut und wird in der Regel von der Krankekasse schnell genehmigt. DIese Haushaltshilfe kann auch eine Freundin von euch sein die dann von der Krankenkasse bezahlt wird über einen gewissen Zeitraum.

Tagesklinik der Klinik in der sie jetzt ist würde ich auch unbedingt empfehlen. Frag mal dort nach in der Regl wird das ohnehin so gemacht. Ist seeeeeeeehr wichtig!

Ich weiß Du möchtest das derHorror aufhört aber lieber Oliver deine Liebste wird lange noch nicht stabil sein. So etwas dauert lange und sie braucht jetzt Zeit Geduld Liebe und eine Ausgewogenheit zwischen Aktivität und Ruhe. Oberstes Ziel ist jetzt erstmal das sie sich mit der Mutterrolle indentifizieren lernt und stück für STück selbständiger wird mit euerm Baby.

Einen herapieplatz zur anschließenden Psychotherapeutischen Begleitung 1 oder 2x die Woche solltet ihr jetzt schon beantragen. Es kann unetr Umständen eine Weile dauern bis man einen Platz bekommt, man den passenden Therapeuten gefunden hat und die Krankenkassen nach dem Konsiliarbericht und dem Bericht des Thera die Therapie genehmigt. ALso diesbezüglich sorgt vor!


Ich drücke euch weiterhin die Daumen und lass Dir mal sagen, das auch Du gerade ganz mutig bist. Mein Mann war auch immer an meiner Seite und ich liebe ihn dafür um so mehr. Und es war schwer für ihn !

Liebe Grüße Mimi
AmoebeMS

Beitrag von AmoebeMS »

Hallo Oliver,


ich kann mich meinen Vorrednerinnen nur anschließen. Keine MuKi-Kur. Ihr seid leider in einer extremen Situation und es braucht sowohl Zeit als auch viel Hilfe bis deine Frau den Alltag mit Eurem Baby völlig allein bewältigen wird. Schafft Euch also rasch Hilfe an!!! Nur keine falsche Scheu. Familie, Verwandte, Freunde, Therapieplatz, Haushaltshilfe, alles was die Damen „oben“ genannt haben. Du wirst selbst sehen, dass nicht immer alles von heute auf morgen organisiert werden kann und es Zeit benötigt, bis das Mahlwerk angelaufen ist. Lass wieder von Euch hören. Ich wünsche dir ganz ganz viel Kraft. Nur nicht aufgeben! Du weißt ja selbst, WOFÜR du dich da so engagierst. Und gönne dir selbst auch mal eine „Auszeit“ für ein paar Stunden. Nur kein schlechtes Gewissen deshalb dann haben, kapiert?!

LG AmoebeMS
KarinW.

Hallo

Beitrag von KarinW. »

Hallo Oliver,

ich habe deinen Beitrag erst heute gelesen.
Wie meine "Vorschreiberinnen" schon richtig erklärt haben, finde auch ich eine Mutter-Kind-Kur nicht so ideal.

Ich finde es aber schon mal super, das Ihr die Möglichkeit hattet, deine Frau auf die Wochenstation mit dem Kleinen zulegen.
Ich war 13 Wochen alleine in der Psychatrie und habe während dieser Zeit meinen Sohn fast nicht gesehen....

So wie es sich aber anhört, ist die Wochenstation nicht ideal für eine psychisch-kranke Mutter. Es gibt ja auch als Alternative zu einer Mutter-Kind-Kur einen Aufenthalt in einer Mutter-Kind-Einrichtung.
Ich zum Beispiel war in Mühlhausen/ Thüringen.
Dort wurde es so gehandhabt, dass ich in therapeutischer Behandlung war, mein Sohn als Gast mit aufgenommen wurde, ich mich hauptsächlich um ihn kümmern musste, aber er von ganz lieben Schwestern und Erzieherinnen betreut wurde, wenn ich Therapie hatte.
Ich war 5 Wochen in dieser Klinik und bin jetzt seit 2 Wochen zuhause....
Ich danke allen dafür, dass ich die Möglichkeit hatte, in die Klinik nach Mühlhausen zugehen, damit ich einen Bezug zu meinem Sohn aufbauen konnte...

Ich hoffe ich konnte dir ein bisschen helfen...
Bei Fragen bin ich gerne für dich da...
Ich wünsche euch alles gute....

LG

Karin
Geli
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Beitrag von Geli »

Hallo

ich war ja auch zur Mutter-Kind-Kur mit meinem Mann zusammen auf einem Familienzimmer. Allerdings ist das nur für Erholung und nicht für die Therapie. Um unseren Sohn mussten wir uns (wenn ich keine Therapie hatte) selbst. Daher habe ich auch meinen Mann mitgenommen, denn nur allein mit ihm wäre mir auch zu stressig gewesen.

Ich hatte eine leichte bis mittelschwere PPD. Die Beziehung zu meinem Sohn war gut. Ich hatte für mich einiges an Gesprächstherapie durchzukauen. Da ging es halt auch um so Themen wie Aufwachsen, Familienverhältnisse usw. Das Aufarbeiten ging in der Kur nicht. Daher wurde ich mit der Empfehlung einer ambulanten Gesprächstherapiebedarf nach der Kur wieder entlassen. Die Kur war ja wie gesagt nur zum Erholen.

Damit deine Frau wieder zu sich findet und auch natürlich zum Kind, wo ja bislang keine so richtige Bindung stattgefunden hat, ist eine reine Mutter-Kind-Klinik wirklich ratsam. Alles andere, wie hin und her fahren zwischen zuhause und Gesprächstherapie ist nicht so das wirklich ware. Da ist sie in solch einer Therapie viel besser aufgehoben.

So, jetzt kommt Blitz und Donner. Ich mache hier mal alles aus. Wenn du noch Fragen hast, schieß los.
Lieben Gruß von mir

* Auszeit als Ausgleich - fühlen, was tut mir gut *
Irisches Segenswort:
"Mögen gute Tage deinen Weg begleiten, freundliche Menschen dir begegnen, und die Sehnsucht führe dich zum Ziel."
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PPD: 2001
Schilddrüsen-Hormon (nie die Präparatfirmen wechseln!)
Gesprächstherapie
Mutter-Vater-Kind-Kur
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2014: Depression, Medikament Opipramol, seit 07/15: Escitalopram
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