Worüber redet Ihr in der Therapie?

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AmoebeMS

Worüber redet Ihr in der Therapie?

Beitrag von AmoebeMS »

Hallo,

ich hatte in einem anderen Thread schon angedeutet, dass ich das mal gerne wissen möchte. Ich habe 25 Thera-Stunden bewilligt bekommen. Fragt mich bitte nicht, wie viele ich bereits hinter mir habe! Ich habe keine Ahnung. Ich habe noch Stunden bis Dezember. Das weiß ich und mehr interessiert mich auch nicht.

Doch mich würde schon arg interessieren, wie Ihr solche Therapiestunden angeht und was Ihr genau mit der Therapeutin/dem Therapeuten besprecht und wir er oder sie das Gespräch aufbaut.

Es geht mir nicht expliziet um die erste oder zweite Stunde, sondern um den Aufbau der Therapie nach einiger Zeit. Was ist die erste Frage, die Euch gestellt wird, wenn ihr auf der "Couch" liegt (Oh Mann, das Fernsehen ist lächerlich, oder?). Oder liegt einer etwa wirklich von Euch dabei? Wenn jemand hier dabei ist und wirklich bereits 10 (egal)oder mehr Stunden auf dem "Buckel" hat,... wie verläuft der Aufbau der nächsten Therapiestunde?

LG AmoebeMS
Ylaina

Beitrag von Ylaina »

Also über die Therapeutin kann ich Dir sofort was sagen, fällt mir schneller was konkretes ein, als über mich.

Sie wirft mich immer nur auf mich zurück.
Das erkenne ich an therapeutischer Struktur. Sonst erkenne ich nichts. Das ist auch immer ein Konflikt für mich. Ich will wissen welche Methoden sie benutzen.

Aber eigentlich brauche ich das nicht, weil ich habe es offensichtlich nötig auf mich selbst zurückgeworfen zu werden, wenn ich Dir eher erzähle was sie macht und nicht ich. Sie macht ihre Sache also gut. :wink:

Ich liege erstens mal. Ist die erste Therapie auf der sprichwörtlichen Couch. Ich sehe sie auch nicht, ist mir auch neu.
Reden tun wir viel über unsere Beziehung, so kenne ich das auch nicht.
Aber alles tut mir einfach gut. Ich 'darf' ihr auch sagen, was mich stört, es fällt mir aber schwer. :wink:
Ich rede über mich (wobei ich hier auf das Wortspiel aufmerksam machen will: noch lieber ist es mir allerdings, wenn ich von mir rede, nicht über mich...), über konfuse Gedanken oder Gefühle. Manchmal mache ich am Raum fest, manchmal an alltäglichen Ereignissen, die ich erzähle.

Manchmal lachen wir sogar zusammen, oder ich lache.

Ich kann Dir gar nicht so genau sagen, wodrüber ich rede. Ich sammele die Gedanken im Alltag und die teile ich ihr mit. Und sie geht darauf ein.

Also, es ist wirklich interessant, was sie so macht, wenn ich drüber nachdenke, wenn Du so fragst. Sie läßt mir z.B. auch jede Freiheit, obwohl sie auf meine Gedanken eingeht. Ich würde nicht sagen, sie ist einfühlsam oder allzu unkritisch oder so. Aber sie zwingt mich nie, sie ist liebevoll, sie leitet mich nicht.

Eiegntlich macht sie gar nichts, weiß auch nicht, wozu die ihr Geld bekommt und ich da dauernd hinrenn. *kichert*

Also soweit mal zu meinen Therapiestunden...
Feebie

Beitrag von Feebie »

Hallo Amoebe,

ich weiß zufällig das ich noch 7 Therapiestunden habe, also war ich schon 18 mal dort....
Wahnsinn, jetzt wo ich es schreibe, kann ich es kaum glauben.
Mir kommt es vor, als wäre ich vielleicht 8 mal da gewesen.....
Naja egal,....

Also am Anfang ist es immer seltsam und schwierig, aber das wißt ihr alle selbst und auch du hast ja gesagt, der Anfang ist egal, du meinst später...

Tja, manchmal habe ich da gesessen (ich liege nicht, sitze eher auf einem nicht so bequemen Sessel) und wußte einfach nichts zu sagen, hatte nichts zu erzählen, wußte nicht, warum ich überhaupt hingegangen bin.

Meistens war ich dann umso erstaunter, mit welchen Gedanken und Erkenntnissen ich wieder nach Hause fuhr. So zwischen der 5 und 10 Stunde würde ich sagen, waren wir (meine Therapeutin und ich) in so einer Art Findungsphase. Jede für sich hat da irgendwie ihren Weg gesucht und jetzt kann ich inzwischen sagen, scheinen wir eine effektive Methode gefunden zu haben, die Stunden sinnvoll zu nutzen.

Manchmal habe ich die Stunde eingeläutet mit "Ich habe gar nichts zu erzählen." Manchmal habe ich einfach geschwiegen, weil sie mir gesagt hat, wenn sie merkt "das es hängt", dann fragt oder hakt sie mal was nach.

Jetzt bin ich inzwischen immer ziehmlich voll mit Gedanken und Ideen und kann ihr Reflektieren manchmal gar nicht abwarten. Ich arbeite aber auch selbst ganz viel an mir und habe somit von Woche zu Woche immer neue Erkenntnisse oder Ideen, mit denen ich sie konfrontieren kann und möchte.

Ich vermute also, das es vielleicht eine gewisse Aufwärmphase gibt und wenn die dann überwunden ist, ist das Vertrauen da, auch mehr von sich preis zu geben und sich zu öffnen.

Tja, so denke ich das jedenfalls. Bin ja auch noch keine Expertin, sondern eher noch ein Neuling auf dem Gebiet.

LG und Gute Nacht,
Feebie
lotte

Beitrag von lotte »

Hi,
ich oute mich als alter Thera-Hase.
Im Laufe von gut 10 Jahren habe ich jetzt 2 VTs hinter mir (Langzeit) und bin im Moment in ner TP (die seit März 08 läuft).
Zum Aufbau? Hhm, hab grad überlegt, ob ich das hatte, also ein Muster oder so erkennen konnte. Eher nicht. Denn man weiss ja selbst nie, was man in ner Woche oder so erlebt und dann besprechen möchte. Wenn es mir mal ganz gut geht, dann schweifen wir bisserl ab. Wie war meine Mutter. Mein Vater. Was habe ich übernommen und brauche es heute eigentlich nicht mehr. Es ist, wie wenn man sich langsam aus einem Kokon befreit. Ganz neu erfindet einen die Therapie aber nicht, mit den Altlasten (auch das Zurückfallen in alte Rolle) muss ich eben leben.
Ich bereite mich auch nicht explizit auf die Stunden vor, es ist jeweils abhängig, von dem was mich beschäftigt.

Bei der VT wars insgesamt einfacher, da hatte ich ja konkret noch mit vielen körperlichen Ängsten zu tun (auch PAs). Die haben wir dann durch Konfrontationen langsam abgebaut. "Frau Lotte, sie werden in der U-Bahn nicht umkippen, deshalb steigen wir gleich mal in eine ein".
In der TP ist es schwieriger. Ich komme rein und er wartet, bis ich anfange. Irgendwann hakt er sich dann ein. Er "erwartet" von mir, dass ich selbst auf die Antworten komme, unterstützt und kommentiert das ganze aber immer so, dass ich klarer sehe. Vieles, was ich als dramatisch empfinde, sieht er anders - und holt mich oft auch mit Humor wieder runter, "Ja, das Herz kann natürlich auch irgendwann einfach so aussetzen".
Klar spielt auch das Vertrauen ne Rolle.

So, hab ich was vergessen? Ich sitze übrigens auch. Wenn meine TP rum ist, demnächst irgendwann, spiele ich mit dem Gedanken an eine echte klassische Psychoanalyse (also mit Couch).
Danach müsste ich quasi "fast" geheilt sein, obwohl, wie gesagt, ganz neu kommt man aus keiner Thera aus. Das soll auch gar nicht so sein ;)

LG
Lotte
nikky77

Beitrag von nikky77 »

Hallo,

meine Therapien sind schon eine Zeit her. Aber möchte auch gern wieder eine beginnen.
Bei meiner Tiefenpsychologie haben wir ganz viel mit Traumreisen oder Reisen in die Welt der Seele,,,,,gearbeitet...wo man zurück geht manche Sachen nochmal sieht ,,,,sich verabschieden kann,,,oder was dazu sagen kann und so weiter,,,,
Bei der nächsten Sitzung haben wir dann erst mal die Nachwirkungen besprochen,,,,
Bei der Verhaltenstherapie,,hat ich am Anfang immer so viel Fragen und Anliegen,,,hat sich immer aufgestaut,,,
Wie schaff ich es keine Panikattacke beim Autofahren zu bekommen,,,,
Was mach ich wegen der Angst vor der Angst,,,
Wie schaff ich es allein was zu machen,,,,usw.
Da bekam ich ganz viel Fakten weil ich immer Angst hatte was schlimmes zu haben,,,,,,warum welche Symtome wann sind...

Jetzt glaub ich brauch ich auch mehr eine Tiefenpsychologie weil ich manche Sachen tiefer verarbeiten möchte,,,,wie ich mit einer Panikattacke und so umgehe,,,,,hab ich schon gelernt,,,mir einfach denken nagut dann kipp ich jetzt um und sterbe und durch,,,,,,,,

Liebe Grüsse

Nicki
Deria

Beitrag von Deria »

Hallo,

auch ich bin eine alte Therapiehäsin und ich habe mir nie Gedanken
gemacht, was ich erzählen soll oder nicht.
Klar, hingefahren bin ich IMMER - auch heute noch - mit den Gedanken: und, was soll ich da?
Mich mit mir und meinem Inneren auseinandersetzen.
Ich habe geredet, gelacht, geweint.
Ich habe vor Wut die Kissen getreten, mit einem Schaustoffschläger auf Sessel eingekloppt, ich habe geschwiegen, geschrien, rausgelaufen - alles.
Die ganz Bandbreite.
Zu meiner Therapeutin (bin bei ihr über 10 Jahre) habe ich ein großes Vertrauen aufgebaut; sie war gerade in der ersten Zeit sehr für mich da.
Ich kann sagen, ohne sie und ihre Hilfe wäre ich heute nicht mehr am Leben.
Die Beziehung zwischen ihr und mir lief immer unterschiedlich, mal war alles in Butter, mal war alles so schief..diese Beziehungsklärungen gingen sehr an meine Substanz und ich dachte: was soll das? Habe ich nicht schon genug Probleme, muss es hier auch noch schräg sein?
Aber, so lebte ich auch meine anderen - privaten - Beziehungen und konnte dann an ihr lernen.

Ich habe meine Gedanken ausgespuckt, manchmal vor die Füße.
Wir haben Bilder geschaut, die in meinem Inneren waren und sind, wir haben Trauma-Verarbeitung gemacht mit EMDR.
Also, ich war in meiner Therapie bisher immer beschäftigt.
Wenn ich "so voll" war mit Themen, habe ich mir einen Zettel geschrieben mit Stichworten, las den dann vor und merkte beim Lesen, was grad anliegt.
Viel habe ich auf mich zukommen lassen; ich arbeitete mit meine Träumen..etc.

Nun habe ich eine wirklich komplexe Störung und das ging mal nicht eben mit 25 Stunden. Sie reichte immer wieder ein und ich bekam auch immer mit Erfolg welche zugebilligt. Ich selber habe in den 10 Jahren aber auch selber bezahlt. Insgesamt so an die 15.000 Euro.
Mir war mein Leben wichtiger als viele Euronen.
Nützte ja nichts. Ich brauchte das.
Heute bin ich schon ganz gut reflektiert, weiß um mich und meine Probleme und wir fangen grad damit an, wie ich eine Beobachterin meiner Selbst werden kann, Gedanken steuern, Nein sagen lernen, mir ein Schutzschild aufbauen.
Ich mache eine tiefenpsychologische Therapie, die angebracht ist, wenn die Probleme heute aus der Kindheit herrühren.
Eine VT ist dann angebracht, wenn es darum geht, mit problemtaischen Situationen besser umgehen zu lernen.
Therapie verstehe ich so, das es für mich ein Platz ist, an dem ich mit
allem sein kann. Da werde ich nicht bewertet, da fällt meine Maske, da bin ich dramatisch ehrlich (anders kann ich das nicht sagen)..da bin ich ICH. Ich lerne mich kennen, meine Macken, meine Stärken, meine Schwächen....
Ja, das mal von mir.

Lg
Deria
AmoebeMS

Beitrag von AmoebeMS »

Hey,

sehr interessant das Ganze.

Auch wenn wir alle verschiedene Baustellen haben, denn schließlich ist dem einen ja mehr das Andere wichtig als dem anderen, so scheint es mir zumindest so zu sein, dass nach einiger Zeit sich eine Therapie wirklich einspielt, auch wenn eine jede von uns zum Therapeuten geht und sich fragt (übertrieben) “Was soll ich da? Was soll ich sagen?“.

Ich komme eigentlich für mich zu dem Schluss, dass ich da – in meiner Therapie - verdammt gut aufgehoben bin. Egal mit welchem Gedanken ich an diesem Morgen dort hinstiefele und mich frage, was ich zu berichten habe. Man kommt doch immer auf einen Punkt zu sprechen, der bearbeitungswürdig ist, oder? Ich zweifle heute nicht einmal mehr daran, dass nach zig Therapiestunden ein Punkt wirklich verarbeitet wurde. Oder sieht das jemand anders?

Ich habe mich nur leicht etwas gewundert, warum meine Thera so rasch von VT in TP gewechselt ist. Wahrscheinlich weil ich auch an mir gearbeitet habe in der Zwischenzeit. Ich sehe sie ja nur alle 14 Tage. Und manchmal kam es mir „lächerlich“ vor, sie damit zu zumüllen, was ein Hauskauf für mich bedeutet oder warum ich vor lauter Immobilienkram ein schlechtes Gewissen gegenüber meinen Kindern habe. Müsste ich nicht „wichtigere Dinge“ mit ihr besprechen? Wenn ich nicht über akute Ängste und Panik mehr mit ihr reden kann, weil sie einfach wegbleiben, dann habe ich mich oft gefragt, worüber ich eigentlich noch mit ihr reden soll?! Bin ich noch therapiewürdig? Ja! Doch! Ich bin es. Ich habe es kapiert. Unter anderem. Jetzt auch durch Euch.

Danke.

LG AmoebeMS
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