Kurzes Philosophicum: Wer oder Was bin ich?
Verfasst: 30:04:2010 21:07
Hallo!
In meiner mittlerweile schon seit anderthalb Jahren regelmäßig stattfindenden Therapie war das Thema nicht nur einmal, das ich irgendwie Probleme habe, mich quasi über mich selbst zu definieren. Wir kamen zu dem Thema, weil ich in meiner Karenzzeit wirklich Probleme damit hatte, soviel Zeit mit mir selbst zu haben, die Kleinen sind ja noch nicht so gesprächig Ich hab so viel gegrübelt, was denn eigentlich bleibt, wenn ich weder Mutter, noch Lebensgefährtin, Freundin, Krankenschwester, Studentin oder sonstwas bin. Wo ist die Quintessenz? Was davon bin wirklich ich? Was würde aus mir, wenn ich mich entscheide, zwei Wochen lang ganz allein auf einer Alm zu leben, bildlich gesprochen jetzt?
Und dann hab ich begonnen, all meine "Rollen" zu subtrahieren, schicht für schicht weg. Je mehr ich das gemacht hab, desto mehr hab ich auch angst bekommen, dass dann nichts mehr bleibt, dass es mich selbst nicht gibt.
Und: so ist es auch! ABER: das ist gar nicht negativ, man muss es nur von einer anderen Seite betrachten, also das Vorzeichen wechseln. Und statt weiter zu subtrahieren hab ich begonnen zu addieren, Mutter, Lebensgefährtin, Freundin, Krankenschwester, Studentin und alles was mir sonst noch zu mir eingefallen ist. Und genau das erst ergibt dann mich; das und ein unfassbares "Etwas", welches genau dieses Quentchen ist, dass das Ganze zu mehr macht als der Summe seiner Teile. Irgendein Mix aus Sozialisation und genetischer Veranlagung, der meine Rollen umspielt wie Wasser, ich kann es nicht besser ausdrücken.
Und dieser Gedanke, dass ich aus dem allen bestehe und es deshalb ganz logisch ist, wenn mich das Fehlen einer Rolle (damals war ja die Mutterrolle schwierig und die Krankensr. nicht existent) eben ins Wanken bringt. Ich dachte, ich müsste mir selbst genügen, aber das muss und kann ich nicht, der Mensch steht doch immer in Wechselwirkung mit der Umwelt.
Nicht einmal der Körper ist eine Einheit - so viele (Sinnes)organe sind nur dazu da, um uns mit der Außenwelt zu vernetzen; die Natur hat uns nicht so geplant, dass wir ohne Umwelt existieren können, ohne äußere Reize kann sich der Körper gar nicht voll entwickeln, wir müssen in ständigem Austausch stehen. Nobody is an island.
Wenn jemand von euch auf der Suche ist nach seinem inneren Kern, dann beginnt nicht, Schichten von euch abzukratzen, sondern pappt noch ordentlich was drauf und seht euch das Gesamtkunstwerk an. Und wenn ihr unbedingt einen Kern braucht, irgendwas reduziertes, dann stellt euch vor, ihr bohrt wie mit einem Erdölbohrer durch all eure Schichten und nehmt diesen bunten Querschnitt als Kern.
(Ich überlege gerade, ob sich das psychotisch anhört, ich weiß es nicht, wie gut ich das rüberbringen kann, was ich mir denke)
Und dieser holistische Ansatz macht mich so glücklich - wirklich, ich hab das Gefühl, etwas wichtiges für mich richtig geklärt zu haben.
So, gratuliere an alle, die es bis hierher geschafft haben!
Gute Nacht
E
In meiner mittlerweile schon seit anderthalb Jahren regelmäßig stattfindenden Therapie war das Thema nicht nur einmal, das ich irgendwie Probleme habe, mich quasi über mich selbst zu definieren. Wir kamen zu dem Thema, weil ich in meiner Karenzzeit wirklich Probleme damit hatte, soviel Zeit mit mir selbst zu haben, die Kleinen sind ja noch nicht so gesprächig Ich hab so viel gegrübelt, was denn eigentlich bleibt, wenn ich weder Mutter, noch Lebensgefährtin, Freundin, Krankenschwester, Studentin oder sonstwas bin. Wo ist die Quintessenz? Was davon bin wirklich ich? Was würde aus mir, wenn ich mich entscheide, zwei Wochen lang ganz allein auf einer Alm zu leben, bildlich gesprochen jetzt?
Und dann hab ich begonnen, all meine "Rollen" zu subtrahieren, schicht für schicht weg. Je mehr ich das gemacht hab, desto mehr hab ich auch angst bekommen, dass dann nichts mehr bleibt, dass es mich selbst nicht gibt.
Und: so ist es auch! ABER: das ist gar nicht negativ, man muss es nur von einer anderen Seite betrachten, also das Vorzeichen wechseln. Und statt weiter zu subtrahieren hab ich begonnen zu addieren, Mutter, Lebensgefährtin, Freundin, Krankenschwester, Studentin und alles was mir sonst noch zu mir eingefallen ist. Und genau das erst ergibt dann mich; das und ein unfassbares "Etwas", welches genau dieses Quentchen ist, dass das Ganze zu mehr macht als der Summe seiner Teile. Irgendein Mix aus Sozialisation und genetischer Veranlagung, der meine Rollen umspielt wie Wasser, ich kann es nicht besser ausdrücken.
Und dieser Gedanke, dass ich aus dem allen bestehe und es deshalb ganz logisch ist, wenn mich das Fehlen einer Rolle (damals war ja die Mutterrolle schwierig und die Krankensr. nicht existent) eben ins Wanken bringt. Ich dachte, ich müsste mir selbst genügen, aber das muss und kann ich nicht, der Mensch steht doch immer in Wechselwirkung mit der Umwelt.
Nicht einmal der Körper ist eine Einheit - so viele (Sinnes)organe sind nur dazu da, um uns mit der Außenwelt zu vernetzen; die Natur hat uns nicht so geplant, dass wir ohne Umwelt existieren können, ohne äußere Reize kann sich der Körper gar nicht voll entwickeln, wir müssen in ständigem Austausch stehen. Nobody is an island.
Wenn jemand von euch auf der Suche ist nach seinem inneren Kern, dann beginnt nicht, Schichten von euch abzukratzen, sondern pappt noch ordentlich was drauf und seht euch das Gesamtkunstwerk an. Und wenn ihr unbedingt einen Kern braucht, irgendwas reduziertes, dann stellt euch vor, ihr bohrt wie mit einem Erdölbohrer durch all eure Schichten und nehmt diesen bunten Querschnitt als Kern.
(Ich überlege gerade, ob sich das psychotisch anhört, ich weiß es nicht, wie gut ich das rüberbringen kann, was ich mir denke)
Und dieser holistische Ansatz macht mich so glücklich - wirklich, ich hab das Gefühl, etwas wichtiges für mich richtig geklärt zu haben.
So, gratuliere an alle, die es bis hierher geschafft haben!
Gute Nacht
E