Was passiert eigentlich bei einer Therapie?

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Genueva

Was passiert eigentlich bei einer Therapie?

Beitrag von Genueva »

zum Beispiel bei einer Verhaltenstherapie? Ich habe oft gelesen, daß eben antrainierte negative Gedankengänge "umgeschult" werden. Darunter verstehe ich dann, mal ganz krass zusammgefaßt, daß man mir sagt ich solle nicht denken "alles sch..." sondern "alles toll".

Ja, wenns so einfach wäre? Das kanns ja so nicht gewesen sein, oder? Ich würde mich freuen, mal über Beispiele zu hören. Ich kann mir beim besten Willen im Moment nicht vorstellen, wie das funktionieren soll.

Wenn momentan zu mir jemand sagt "denk doch positiv" dann denk ich "würd ich gern, geht nicht, tschüß"... und muß wieder heulen. Und schon ist man wieder im emotionalen Wischiwaschi drin.

Danke für eure Beiträge
Leuchtkäfer

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo Genueva,

bei einer Verhaltenstherapie geht es nicht darum, umgepolt zu werden und alles toll zu finden. Es geht eher darum, Verhaltensmuster, die nicht gut für Dich sind, zu entdecken und zu ändern.

Bei mir ging es ganz konkret darum, mit meinem Zwangsgedanken umzugehen und Strategien gegen sie zu lernen. Dann haben wir Wochenpläne geschrieben, damit ich die Tage überstehe und ich habe gelernt, die Dinge um mich rum aus einem anderen, vielleicht nicht so angstmachenden Blickwinkel zu sehen.

Die Idee bei einer Verhaltenstherapie ist, durch Änderung seiner Reaktion auf Dinge (also z.B. bei übertriebener Angst nicht mit Flucht zu reagieren, sondern zu versuchen, die Angst auszuhalten und eine Aktion zuende zu führen), um dann nach einiger Zeit, in der man sein Verhalten geändert hat, sich auch die Gefühle ändern.

Ich habe in der Therapie gute Erfahrungen gemacht und viele Dinge an die Hand bekommen, die mir im alltag helfen.

Grüße von Leuchtkäfer
Genueva

Beitrag von Genueva »

So, meine Hoffnung eigene Erfahrung zu diesem Thema zu machen sind wohl ins Wasser gefallen. Ich hatte ein zweites Gespräch bei einer Therapeutin mit der Hoffnung auf "Nägel mit Köpfen". Tatsächlich habe ich keine Ahnung, wieso ich dort war... Nachfolgend einfach mal ein zwie Auszüge aus dem Gespräch. Könnt ihr mir sagen, ob das normal ist ?

Ich: "Ich hatte zwei wirklich furchtbare Monate, sie waren so schrecklich! Seit knapp einer Woche hab ich mich aber wieder gefangen. Nur so eine unsagbare Wut kommt noch manchmal, ich möchte dann irgendwas zerstören"

Sie: "Ja dann tun sie das doch. So lange sie niemand verletzen spricht nichts dagegen"

Gar kein Nachfragen zu meinen Gefühlen? Was war in den zwei Monaten? Natürlich umfaßte das ganze ein paar mehr Worte, aber das war der Kern. Das ganze Gespräch hätte ich im Grunde mit einer Freundin führen können. Denn das ich einfach anders denken soll ist mir schon klar. Aber wie? Und warum denke oder handle ich eben so wie ich es tue?

Den nächsten Termin habe ich in drei Monaten. Auf meine Frage was ich tun soll, wenn bis dahin wieder falle, kam als Antwort: "Nehmen Sie sich ein Beispiel an Ihrer Tochter was die macht, wenn sie hinfällt - wieder aufstehen"... Okay...? Hilfe hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt. Oder läuft das tatsächlich so ab? Ich bin verwirrt.

Egal, ich bin schwanger, und die Hormone bringen mich gerade auf eine wirklich akzeptable Ebene, wer weiß, vielleicht wird alles gut? Und ich brauche gar keinen Termin mehr. vllt bin ich ja echt auf dem Weg, es überwunden zu haben? Aber es wäre schön gewesen und hätte auch Hoffnung gegeben zu wissen: da ist jemand, der dir hilft, wenn es doch nicht geht, ein Netz das einen auffängt. Aber jetzt heißts eben doch: Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott. Sollte ich nochmal in ein Loch fallen, ich werde es wieder aussitzen. Ich werde nicht erneut den Mut haben, zig Leute um Hilfe zu bitten und dann doch zu scheitern. Ach, ich weiß auch nicht...

Gute Nacht ihr Lieben. All denen die gerade eine schlechte Zeit haben: Ich drücke euch. Mein Lieblingszitat für heute: Lebe für den Augenblick, dann lebst du für die Zukunft.
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo,

finde die Antworten der Therapeuten wirklich viel zu spärlich und unzureichend. Da würde ich wohl auch nicht mehr hingehen.

Es ist ganz schwer zu beantworten, ob nun alles Gut wird, wünschen würde ich es dir natürlich. Dennoch würde ich vielleicht nochmal einen Versuch starten, einen Fachmann/frau zu bekommen, falls es doch nicht so eintreffen sollte. Denn ein bissl mehr "Analyse" WARUM es dir so schlecht ging, wäre gut - schon im Hinblick auf das 2. Baby. Es wäre eine Art "Provylaxe", damit du nicht wieder strauchelst. Denn du weißt ja nicht, warum es dir schlecht ging - folglich könnte es wieder so eintreffen - oder natürlich auch nicht, wie gesagt, das würde ich dir wünschen!!!

Meine persönliche Meinung und Empfehlung: doch nochaml mit einem kompetenteren Fachmann/Frau "hinter die Kulissen" schauen - als Provylaxe!

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
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