therapeutenwechsel?

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jasa

therapeutenwechsel?

Beitrag von jasa »

hallo,

ich weiß, dass ich die entscheidung nur allein treffen kann, aber ich bitte dennoch um euren rat. -
seit einigen wochen denke ich darüber nach, meine therapeutin zu wechseln, bin mir aber unsicher. unsicher, weil es solange dauert, jmd neues zu finden und weil ich derzeit schwanger bin und nicht als fremde zu jmd fremden gehen möchte vor und direkt nach der geburt (stelle ich mir gerade nicht so schön vor). ohne wöchentliche gespräche geht es derzeit nicht.
meine überlegung zu einem wechsel rührt daher, dass ich mich eher betreut als therapiert fühle. außerdem mich seit einiger zeit nicht mehr ernstgenommen fühle. ich leide seit jahren unter depressionen, vor einem jahr etwa wurde dies dann diagnostiziert, von eben jener therapeutin.
nach ein paar monaten therapie ging es mir dann besser, insbesondere wohl auch deshalb, weil ich mich selber entschieden hatte, ein ad zu nehmen. meine therapeutin ist keine befürworterin von ad und ich war es auch lange zeit nicht, bis ich das gefühl hatte, es geht nicht mehr anders, ich möchte es ausprobieren. die wirkung trat relativ schnell ein und es ging mir größtenteils so gut wie vielleicht noch nie zuvor (war damals mein empfinden).
als ich dann vor etwa einem halben jahr schwanger wurde, habe ich das ad von jetzt auf gleich abgesetzt. die dosis war eine geringe, 10mg pro tag. meine frauenärztinnen rieten mir ebenfalls dazu, es wegzulassen. wie auch meine therapeutin und der apotheker.
ich persönlich hatte viel zuviel sorge, dass das ad dem ungeborenen schaden könnte, sodass ich möglicherweise auch unabhängig von ärztlicher aussage die einnahme eingestellt hätte.
mein zustand verschlechterte sich rasant. mitunter mag es an meiner derzeitigen lebenssituation liegen (seit kurzem keine arbeitsstelle mehr; ohne partner, also allein in der ss und danach; wenige soziale kontakte, da neu in der region).
ich habe meiner therapeutin immer wieder gesagt, wie schlecht es mir geht. sie erwiderte darauf, dass ich mich ja derzeit auch in einer schwierigen lage befände, sie könne das verstehen. auf die äußerung, dass ich immer öfter suizidgedanken habe, reagierte sie gar nicht. sie empfahl mir, spazieren zu gehen, entspannungstechniken zu machen, mir nicht soviele sorgen zu machen, denn dafür gäbe es doch keinen grund.
sie versucht, mich dazu zu motivieren, positiv und engagiert über meine zukunft nachzudenken.
ehrlich gesagt, ich hatte in den vergangenen monaten weder die kraft, allein spazieren zu gehen, noch unter leuten zu sein (und deren freude, z.b. über das tolle wetter, ihre glückliche partnerschaft etc. miterleben zu müssen). ich habe in einer akuten depression nicht im geringsten die kraft, mir was gutes zu tun, positiv über die zukunft nachzudenken anstatt über sie zu grübeln. ich schaffe es ja manchmal nicht mal in solch einer lage, mir was zu kochen oder aufzuräumen.
mit jedem ihrer ratschläge wuchs zudem der druck, dass ich das mit kind allein nicht werde schaffen können, dass es dem kind schlecht geht, weil es mir so schlecht geht etc. ein wahrer teufelskreis.
manchmal fühle ich mich bei den aussagen der therapeutin regelrecht vor den kopf gestoßen.

ich habe angst, diesen konflikt offen anzusprechen, da ich mit ihr einmal die erfahrung gemacht habe, dass sie unsere gemeinsame arbeit sofort infrage stellte, als ich einen konflikt ansprach. dabei dachte ich damals noch, dass die beziehung therapeut-klient auch von besonderer bedeutsamkeit wäre. ich wollte mit ihr zusammen den konflikt besprechen. leider fühlte sie sich damals aber wohl angegriffen. und ich mich alleingelassen, weil sie mich in ausgerechnet in dieser schweren sitution "wegschicken" wollte.
dennoch bin ich mir darüber bewustt, dass ich es ansprechen muss.

auch nahm sie mich einmal scheinbar nicht wirklich ernst, als ich mich nicht mehr fähig fühlte, einer arbeit nachzugehen. auf meine bitte hin, mir hinweise zu geben, woher ich ein längerfristiges attest bekäme, dass ich diesen job nicht mehr ausüben kann (oder ob sie mir eins ausstellen könne), gab sie zur antwort, dass sie es eher befürworten würde, mich wieder ins leben zurück zu begleiten.

was das ad betrifft, so habe ich sie mehrmals um auskunft gebeten, wie ich mich verhalten soll, nun, da es mir von woche zu woche schlechter ging. sie meinte, sie könne mir die entscheidung nicht abnehmen.
erst nach eigener recherche, die mich unmengen an eigentlich nicht mehr vorhandener kraft gekostet hat, habe ich herausgefunden, dass ich mein ad weiter einnehmen darf, was ich seit kurzem wieder mache.
aber die letzten monate haben an meinen neuen kraftdepots gezehrt und ich brauche wohl noch einige zeit, mich zu erholen.

es hat mir lange zeit wirklich geholfen, zu ihr zu gehen. auch jetzt noch geben mir die regelmäßigen termine meistens hoffnung und eine gewisse struktur. aber ich denke immer öfter über einen wechsel nach, gerade auch dann, wenn ich zurückblicke und mir einzelne situationen vor augen führe.

eure meinug hierzu würde mich sehr interessieren.
danke für das lesen meiner langen nachricht. :-)
jasa
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo jasa,

meine Ansicht zu deiner Therapeutin und allen die dir das Absetzen des AD´s geraten haben, kennst du schon. Und wie du siehst, ist dir genau das zum Verhängniss geworden - für mich ein eindeutiger Grund, die Therapeutin zu wechseln. Leider haben viele Therapeuten Vorurteile gg. AD´s, was nicht nur schade, sondern unglaublich schlecht für die Patienten ausgehen kann, wie man leider bei dir sieht.

Für mich wäre klar, dass ich die Therapeutin wechsle. Ich glaube ich hatte dir eh unsere Liste von Facheluten reinkopiert - hier ist sie nochmal - vielleicht wäre da ja jemand in deiner Nähe dabei:

http://www.schatten-und-licht.de/joomla ... 82&lang=de

Ich hatte das Glück, bei meinem Psychiater auch die Therapie machen zu können. Er ist beides: Psychiater (der darf Medis verschreiben) und ausgebildeter Psychotherapeut (der darf Therapien anbieten). Neurologen z.B. verschreiben nur Medis uns sagen oft - "Therapie braucht man nicht", Therapeuten machen dann die Therapie und sagen "AD´s braucht man nicht". Das kann nicht klappen, das haben schon längst die meisten kapiert. Aber es gibt halt auch noch "Dinosaurier" unter den Therapeuten und Mediziner - draufzahlen tut immer der Patient.

Für mich ist klar: Nur die VERBINDUNG von allem - Therapie, AD, Naturheilverfahren - bringt den bestmöglichen Erfolg! Deine Therapeutin bremst dich in deiner Genesung - ja sie gefährdet sie sogar, im abraten von einem AD. Das ist grob fahrlässig - ich denke es ist Zeit, weiter zu ziehen, trau dich - du merkst ja selber, dass es einfach nicht mehr passt!!!!

Alles Liebe!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
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