Panik vor Hausaufgabe meiner Therapeutin

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lenismama

Panik vor Hausaufgabe meiner Therapeutin

Beitrag von lenismama »

:shock: Gestern hatte ich mal wieder einen Termin bei meiner Therapeutin. Ich habe ihr von dem Wäschetrocknerwasser erzählt, daß die Angst ich könnte das meiner Tochter geben wieder breit macht.
Morgen ist mein Mann wieder auf der Arbeit und da soll ich von meiner Therapeutin ein Babyfläschchen mit Wäschetrocknerwasser befüllen, warten und es dann wegkippen. Ich bekomme jetzt schon richtig Angst und kann an gar nichts anderes mehr denken. :cry:
Was ist bloß aus mir geworden?!
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Marika
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Re: Panik vor Hausaufgabe meiner Therapeutin

Beitrag von Marika »

Hallo,

das kann ich sehr gut verstehen - es ging mir auch so bei div. Hausaufgaben meines Therapeuten.

Aber: ES WIRD NICHTS PASSIEREN, es wird einfach so sein, dass du Angst haben wirst und dann, wenn du die Übung beendet hast, sich ein Abflauen der Angst einstellt. Genau diesen Mechanismus (Angst kommt - Angst geht aber auch wieder und nix ist passiert) ist der Sinn dieser Übungen. So wird das Gehirn dahin gehend trainiert, dass es bei dem Gedanken mit dem Wäschetrockner nicht mehr mit Angst reagieren muss. Das ist natürlich nicht beim ersten Mal üben der Fall, aber mit der Zeit stellt sich das ein.

Du schaffst das - berichte uns wie es gelaufen ist!!!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Graureiherin
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Re: Panik vor Hausaufgabe meiner Therapeutin

Beitrag von Graureiherin »

Hallo lenismama,

wie war Deine Hausaufgabe bzw. wie geht es Dir?

liebe Grüße von der Graureiherin
postpartale Zwangserkrankung 10/2012
Cipralex bis 2014
Rückschlag 2015, wieder Escitalopram bis 15mg
langsame Reduzierung auf 5 mg Escitalopram seit Juli 2017
Verhaltenstherapie beendet seit September 2017
lenismama

Re: Panik vor Hausaufgabe meiner Therapeutin

Beitrag von lenismama »

Hallo ihr Lieben,
tut mir leid, daß ich euch erst jetzt schreibe.
Am Dienstag hat meine Therapeutin mir ja die Hausaufgabe gegeben und bis Donnerstag konnte ich permanent spüren wie die Aufregung angestiegen ist. Ich will fast sagen, so wie vor einer wichtigen Prüfung. Meine Grundstimmung war schon gereizt und irgendwie wie " Weltuntergang".
Am Donnerstag habe ich dann Wäsche gewaschen und danach den Trockner aktiviert. Ich war richtig aufgeregt, habe es dann aber doch geschafft das Wasser in das Fläschchen zu füllen. Ich habe dran gerochen und es richtig analysiert. Flusen waren nun nicht drin, es hat aber schon müffig gerochen. 2 Stunden habe ich es direkt neben den Spülbecken stehen gelassen. Zwischendurch habe ich immer mal wieder dran gerochen und die Flasche direkt angefaßt. Plötzlich kam der Gedanke :" Mensch ich könnte das Wasser mal probieren und wenn es bitter schmeckt, dann ist für mich noch viel besser, dann hab ich noch mehr Sicherheit und kann jedes Mal Lenis Fläschchenwasser vorher probieren!" In mir drin hat sich das echt angefühlt, als wenn ich gleich davon trinken würde. Aber dann ist mir aufgefallen, daß der Zwang mir mit dieser Idee eine Zwangshandlung einreden wollte. Aber nicht mit mir. Ich habe die Flasche einfach weggestellt und nach zwei Stunden weggekippt.
Also es hat ja trotz Aufregung geklappt. Die meiste Aufregung war aber vor der Hausaufgabe und nicht als ich das Wsser in die Flasche gegossen habe. Ich gehe davon aus, daß noch einige Male Angstgefühle kommen. Heute musste der Trockner wieder ausgeleert werden und ich habe mir dann gedacht, "Mensch du hast gesehen, daß Wasser riecht und vorgestern stand es sogar an der Spüle und es ist nichts passiert."
Es geht bergauf, oder?
Auch noch einmal vielen lieben Dank an alle hier im Forum. Es tut wahnsinnig gut sich mit anderen Gleichgesinnten auszutauschen.
Liebe Grüße
Jessica
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Marika
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Re: Panik vor Hausaufgabe meiner Therapeutin

Beitrag von Marika »

Ganz, ganz toll gemacht - du kannst super, super stolz auf dich sein!!!!! Gerade das die Gefühle VOR der Aufgabe so arg sind, ist sehr typisch: es ist die ANGST VOR DER ANGST!!!! Sehr gut dass du all das so richtig wahr genommen hast: die Angst, wie das Wasser aussieht - wie es riecht, dann auch dass der Zwang dir was Neues einreden wollte und du dagegen gehalten hast.... Ich kann echt nur sagen: ganz hervorragend und vorbildlich hast du diese Hausaufgabe gemeistert. Aber auch dein Therapeut scheint wirklich sehr, sehr gut zu sein. Du bist bei ihm sicher bestens aufgehoben. Genau so muss man es machen!

Scheue dich nicht, diese Aufgabe immer mal wieder zu machen, das Wiederholen dieser Dinge nimmt dem Zwang so richtig den Wind aus den Segeln. Und es gibt dir immer mehr Selbstsicherheit, dass du eben NICHT das tust, was der Zwang dir da immer wieder einreden will.

Es geht auf jeden Fall in die richtige Richtung. Ich habe solche Aufgaben zu Hauf bekommen und sie immer wieder gemacht. Und irgendwann war es dem Zwang wohl zu langweilig bei mir und hat sich verschtüsst.... :wink:
Liebe Grüße von
Marika

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lenismama

Re: Panik vor Hausaufgabe meiner Therapeutin

Beitrag von lenismama »

:D schön soetwas zu hören. Menschen ohne Zwang würde das gar nicht jucken, aber für uns ist das ein großer Schritt. Ich werde das auf jeden Fall öfters machen.
Der nächste Schritt ist ja dieser Fontanellen Gedanke von Leni. Heute habe ich es wieder pulsieren gesehen und da war dieses Gefühl ich muß ihr über den Kopf streicheln. Ich habe es aber nicht gemacht weil es auch wieder der Zwang ist der mir das einredet. Ich streichel meinem Mädchen dann über den Kopf wann ich es für richtig halte und nicht nur weil der Zwang meint ich muß das machen.
Ich bin so froh, daß ihr mir zuhört. Danke nochmal.
LG Jessica
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Re: Panik vor Hausaufgabe meiner Therapeutin

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Du,

danke für Deine Berichte. Ich schließe mich Marika an und lobe Dich somit sehr :D .

Meine Thera meinte damals zu mir, dass die Seele (und der Zwang) komplexe Strukturen haben. Ich hatte z. B. in der akuten Zeit (wie Du) das Gefühl , dass ich meine Tochter sozusagen extra streicheln muss um mir zu beweisen, dass ich nichts von den aggressiven Gedanken umsetzten werde. Meine Thera meinte dann zu mir, dass das extra Steicheln nicht sein sollte. Sie hat es als "doppelten Beruhiger" bezeichnet. Du bist also echt schon richtig weit, wenn Du erkennst, dass das Streicheln auch der Zwang ist und Du nur dann über den Kopf Deiner Tochter streicheln wirst wenn Du es für richtig hälst. Kompliment!

Auch wenn es für Dich sehr anstrengend ist, so bin ich doch gespannt was Du im Laufe der Therapie noch alles berichten wirst. Du hast auf jeden Fall mein Mitgefühl.

Liebe Grüße und viel Mut Dir
die Graureiherin
postpartale Zwangserkrankung 10/2012
Cipralex bis 2014
Rückschlag 2015, wieder Escitalopram bis 15mg
langsame Reduzierung auf 5 mg Escitalopram seit Juli 2017
Verhaltenstherapie beendet seit September 2017
lenismama

Re: Panik vor Hausaufgabe meiner Therapeutin

Beitrag von lenismama »

Hallo,

am Mittwoch war ich wieder bei der Therapie und meine Therapeutin hat mir auch gesagt, daß die Hausaufgabe super gelaufen ist. Ich mache auch viel um mein Leben zu ändern. Treffe mich viel mit meinen Freundinnen, mache Zumba, versuche Dinge gelassener zu sehen. Auch wenn ich manchmal noch Rückschläge erfahren muß, blicke ich doch schon recht optimistisch in die Zukunft.
Ich wollte mal fragen ob jemand das Arbeitsbuch über Zwangsgedanken kennt? Das gibt es bei Amazon für 28 €.

LG Jessica
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