Gedankenkorrektur/Psychohygiene

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Anna81

Gedankenkorrektur/Psychohygiene

Beitrag von Anna81 »

Hallo Ihr Lieben,

ich stecke jetzt leider schon seit zwei Monaten in einem Tief. Hierbei merke ich vor allem, dass mich meine negativen Gedanken sehr schlecht beeinflussen. Ich bin mittlerweile der Überzeugung, dass jedem angstmachenden negativen Gefühl ein negativer, stressender Gedanke vorausgegangen ist. Diese Gedanken habe ich sehr gut antrainiert und über viele Jahre verinnerlicht. Daher wird es auch Übung brauchen diese wieder zu verlernen wozu ich auch mehr als bereit bin, denn ich habe bereits erkannt, dass es viel einfacher wird, wenn man umdenkt.
Ich würde sogar soweit gehen, dass solche Gedanken, die in uns Stress, Angst, Panik auslösen unwahre Gedanken sind und solche auf die unser Körper mit positiven Gefühlen wie Liebe, Segen oder Freude reagiert die für uns wahren Gedanken sind.

Nun ist es so, dass ich hoffe an dieser Stelle mich mit euch austauschen zu können. Denn auch wenn es so ist, dass ich das Prinzip verstanden habe, fällt es mir noch immer sehr schwer die Gedanken umzuformulieren. Ich habe es wirklich perfektioniert mich selber klein zu machen und mich abzuwerten.
Daher möchte ich euch um eure Hilfe bitten. Hierbei hoffe ich vor allem auf die, die an dieser Stelle schon sehr gute Erfahrungen gemacht haben (Marika, Lotte und viele andere :wink: )
Und vielleicht erreiche ich ja hier auch diejendigen, die auch lernen wollen sich selbst zu lieben.

Ich möchte euch ein Beispiel geben:

negativer Gedanke:
"Ich habe so viele Fehler in meinem Leben gemacht"
Gefühle/Emotionen: Selbsthass, Verzweiflung, Angst

positiver Gedanke:
"Ich habe im Leben viele wertvolle Erfahrungen gemacht, die mein JETZT bereichern"
Gefühle/Emotionen: Zuversicht, Hoffnung

Ich merke derzeit, dass Angstgefühlen und Panik vor allem negative Gedanken vorausgegangen sind, die mich sehr belasten und die ich denke nicht kontrollieren zu können. Aber dem ist nicht so. Man braucht eben auch etwas Übung und Konzentration. Dennoch habe ich auch noch Sätze bei denen es mir schwer fällt sie in positive zu verändern. Bei diesen Gedanken möchte ich euch um Hilfe bitten. Ich würde sie hier immer aufschreiben und hoffe auf Vorschläge von euch wie ihr sie umändern würdet. Wäre das in Ordnung?
Hier sind zwei, die mich derzeit sehr stark beschäftigen:

1. Ich bin schon so lange krank. Wie soll ich nur hier wieder raus kommen?
Gefühle/Emotionen: Verzweiflung, Angst, Hoffnungslosigkeit, Panik

2. Meine Kinder rauben mir den letzten Nerv, sie sind so anstrengend und fordernd!
Gefühle/Emotionen: Verzweiflung, Überforderung, Angst sie nicht mehr lieben zu können weil sie mich so stressen (bzw. ich mich stressen lasse)

Das sind meine derzeit wichtigsten krankmachenden Gedanken. Wie kann ich diese umformulieren bzw. wir würde ihr sie umformulieren?

Wärd ihr bereit mir zu helfen? Wenn ich Ideen habe wie ich sie umformulieren kann, dann schreibe ich sie auch hier rein. Ich erwarte von euch nicht nur Gegenleistungen! ;-)

Ich danke euch so sehr und hoffe auf euch!

Liebe Grüße
Anna
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Marika
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Re: Gedankenkorrektur/Psychohygiene

Beitrag von Marika »

Hallo du,

sehr spannend dein Beitrag und ich bin gerne dabei. :wink:

Zuerst möchte ich sagen, dass es für mich persönlich sehr wichtig war, auch "negative" Gedanken und Gefühle an zu nehmen, ihnen eine BERECHTIGUNG zum SEIN zu geben. Meine Kinesiologin hat mal zu mir gesagt: "Zum Mensch sein gehören beide Seiten - die schönen Gedanken und Gefühle und die weniger schönen bzw. sogar negativen. Würde eine Seite fehlen, wären wir nicht komplett!" Das war für mich ein "Augenöffner". Denn auch negative Emotionen, Gedanken und Gefühle haben einen Sinn und wichtigen Stellenwert in unserem Leben: Man kann und sollte sie quasi als WARNUNG von unserem Inneren wahrnehmen, dass etwas nicht rund läuft. Weiters ist z.B. gerade die Angst auch LEBENSWICHTIG - wenn sie in normalen Bahnen verläuft. Denn sie warnt uns ja in gefährlichen Situationen achtsam zu sein oder die "Flucht" zu ergreifen. Beide Seiten gehen Hand in Hand und für mich war ein Gesundwerden nur möglich, in dem ich diese beiden Seiten als vollwertige Partner in mein Leben gelassen habe. Soll heißen: für mich gibt es keine "wahren und unwahren" Gedanken und Gefühle - denn sie ALLE machen mich als Person aus.

Zu deinen Beispielen:

1.
- Was ist schon besser geworden seither? (Auflistung machen, was das alles ist und sei es noch so klein)
- Was kann ich noch tun, damit es wieder einen Schritt vorwärts geht? (Auflistung: z.B. Info über alternative Medizin, wie sieht meine Medikation aus - evlt. Erhöhung, wie zufrieden bin ich mit meiner Therapie.... usw.)

2.
- Kinder sind anstrengend - ohhhhhh jaaaaa und auch meines raubt mir oft den letzten Nerv... absolut ok. und ein zu 100 % berechtigtes Gefühl. Ich darf und soll das fühlen - es ist auch eine Warnung meines Körper, mir AUSZEITEN zu nehmen vom wirklich anstrengenden Mama sein!!!! (dieses Gefühl unbedingt wahrnehmen - NICHT verdrängen)
- Was ist mit den Kindern schön: z.B. ihnen beim Schlafen zu schauen - da sehen sie wie Engel aus, Fotos mit glücklichen Momenten mit den Kids anschauen usw...

Schau, dass du dich nicht dahin bewegst, negative Gedanken und Gefühle aus deinem Leben verbannen zu wollen - das wäre ein großer Fehler und setzt dich unter einen gewaltigen emotionalen Druck, perfekt zu sein. Ich glaube nicht die vermeintlich "negativen" Gedanken machen krank, sondern der Versuch, sie aus unserem Leben zu verbannen.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Susanne1978

Re: Gedankenkorrektur/Psychohygiene

Beitrag von Susanne1978 »

Liebe Anna, so gute Tipps geben wie Marika kann ich leider nicht, aber es gab etwas, in der Zeit wo ich einfach mit mir nicht im reinen war, was mir geholfen hat.

Ich habe über einen längeren Zeitraum jeden Abend aufgeschrieben wofür ich dankbar sein kann/darf. zB. war es der Plausch mit der Nachbarin. Denn wenn ich so blöd und ätzend gewesen wäre, wie ich dachte, hätte sich die Nachbarin wohl nicht mit mir unterhalten. Oder einfach, dass meine Familie gesund ist. Max. 2 Sachen pro Tag. Und als ich mir das nach einer gewissen Zeit durchgelesen habe, habe ich festgestellt das es viele Sachen gibt wofür ich dankbar bin.

Was mir auch geholfen hat, dass ich bewusst höflich und mit einem Lächeln zum einkaufen gegangen bin. Dadurch ging es mir besser wenn auf mit Bitte und Danke etwas positives zurück kam.
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Marika
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Re: Gedankenkorrektur/Psychohygiene

Beitrag von Marika »

Was du schreibst Susanne ist super, habe ich auch gemacht. Später dann kam auch dieses Dankbarkeit dazu und ist geblieben
Liebe Grüße von
Marika

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schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Anna81

Re: Gedankenkorrektur/Psychohygiene

Beitrag von Anna81 »

Guten Morgen!

Danke für eure Beiträge.

Ich glaube, ich habe das etwas zu drastisch formuliert. Ich möchte natürlich nicht jeden negativen Gedanken umformulieren, sondern nur die, die mich in eine krankhafte Angst und Panik versetzen.
Derzeit ist es so, dass ich immer schon sehr zeitig erwache. Heute schon 4:30 Uhr. Dann geht bei mir sofort das Gedankenkarussell los und endet meist in einer Panikattacke. Und das möchte ich lernen zu unterbrechen. Daher solche Fragen.

Zu meinem Thera. Mit ihm bin ich gar nicht zufrieden. Er ist so kalt und ich fühle mich nicht gut aufgehoben. Das hatte ich schon in den Probesitzungen gemerkt aber nicht drauf reagiert. Jetzt habe ich den Salat. Wie gesagt mir fehlen auch total die Techniken. Das was ich hier mach und schreibe mit der Gedankenkorrektur das habe ich mir selbst angelernt.
Zu allem Überfluss hat er mir jetzt auch noch eine Therapie Stunde in Rechnung gestellt, die ich zwar noch am Vortag abgesagt habe, aber wahrscheinlich nicht mehr rechtzeitig. Mein großes Kind ist am dem Nachmittag krank geworden und meine Kleine dann in der Nacht. Ich hätte gar nicht gehen können weil ich niemanden für meine kranken Kinder hatte.... Ich finde als eine ziemliche Frechheit...

Gestern war ich dann bei meinem Psychiater, nicht beim Thera. Mit ihm habe ich darüber gesprochen und ich soll das alles ganz klar ansprechen. Zusätzlich habe ich ihn wegen einer Erhöhung des Escitalopram gefragt. Ich nehme ja schon immer 10mg (bis auf die Schwangerschaft mit meiner Tochter, da waren es 15mg) seit nunmehr 6 Jahren. Zwischendrin waren es auch schonmal weniger....
Nunja. Er sagte ich könnte erhöhen auf 15mg. Sagt mir, wie sind eure Erfahrungen. Wird das gegen die Angst und Panik helfen? Die 10mg hatten mir immer gereicht und ich kam gut klar. Aber jetzt ist es anders. Ich hoffe ihr könnt mir helfen und mir einen Rat geben!

Danke und LG
Anna
Nickolakala

Re: Gedankenkorrektur/Psychohygiene

Beitrag von Nickolakala »

Hey Anne,

versuch im "Hier und Jetzt" zu bleiben. Mit Deinen Gedanken bist Du wahrscheinlich völlig woanders und löst dann eine Panikattacke aus.
Konzentrier Dich auf den Moment. Nicht in Gedanken abschweifen !!!!

JA, es ist schwer, für mich auch.

Alles Gute
N.
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Marika
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Re: Gedankenkorrektur/Psychohygiene

Beitrag von Marika »

Hallo,

15 mg können auf jeden Fall helfen dich zu stabilisieren. Eine Erhöhung bei Escitalopram um 5 mg bringt schon einiges.

Wenn du keinen guten Draht zu deinem Thera hast, ist die Frage schon ob es gut, bei ihm weiter zu machen. Ich weiß, dass es nicht einfach ist einen guten zu finden, aber bei einem schlechten weitermachen? Ich denke da stellt sich die berechtigte Frage ob das nicht vergeudete Zeit ist. Denn eigentlich sollte dir dein Thera das beibringen, was du dir da gerade selbst beibringst.
Liebe Grüße von
Marika

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schwere PPD 2005
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Anna81

Re: Gedankenkorrektur/Psychohygiene

Beitrag von Anna81 »

Hallo Marika.

Ich werde erhöhen. Und ich werde mit dem Thera sprechen. Ich könnte eventuell zu meinem Psychiater wechseln. Er macht Tiefenpsychologie. Da sind doch auch verhaltenstherapeutische Ansätze drin, oder?
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Marika
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Re: Gedankenkorrektur/Psychohygiene

Beitrag von Marika »

Also bei der Tiefenpsychologie schaut man, WOHER das ganze kommt. Das ist ein wichtiger Baustein. Aber Verhaltensmäßig wird da wenig bis gar nichts gemacht. Das ist dann Teil der Verhaltenstherapie. Mein Psychiater hat beides gemacht - eine Kombi so zu sagen. Wenn du umlernen willst, wäre also auch ein Verhaltenstherapeutischer Ansatz wichtig. Vielleicht könnte dir dein Psychiater da ja jemanden vermitteln?
Liebe Grüße von
Marika

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schwere PPD 2005
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Anna81

Re: Gedankenkorrektur/Psychohygiene

Beitrag von Anna81 »

Hallo zusammen,

Ich habe gestern mehrere Dinge geklärt. Zum einen habe ich das Escitalopram auf 15mg erhöht und zum anderen habe ich die Therapie beendet. Da ist so viel schief gelaufen. Ich bin einfach nicht mit dem Thera klar gekommen. Ein vollkommen gefühlskalter Mensch ohne jegliche Empathie. Ich brauche es etwas behutsamer. Zumindest im Moment noch. Aber er hat mir ja direkt am Anfang gesagt, dass ich das machen sollte was er mir sagt sonst wird meine Angst nur größer und dann wird sie mich schnell überall in meinem Alltag beherrschen und dann kann ich gar nichts mehr machen. Sowas kann man doch einer Angstpatientin nicht gleich am Anfang sagen, oder..? Zumal ich keinerlei Einwände gegen seine Pläne hatte. Ich habe ja auch direkt abgefangen zu üben. Er ist zum Beispiel auch der Meinung, dass ich meine FruktoseIntoleranz selbst verschuldet habe. Hätte ich meinen Körper weiter konditioniert, dann hätte ich das nicht bekommen...
Der Bruch kam dann entgültig als ich letzte Woche eine Thera Stunde absagen musste weil meine beiden Kinder in der Nacht krank geworden sind und ich niemanden für sie hatte. Die Stunde hat er mir dann privat in Rechnung gestellt. Und auch auf meine Erläuterungen hin hat er die Zahlung nicht zurück genommen. Das ist wohl ein übliches Vorgehen und er verdient ja dann auch kein Geld. Das verstehe ich schon, aber es hat mich sehr getroffen.

Nun ja. Jetzt habe ich reagiert und gehe auf die Suche nach einem neuen Thera. Die Reststunden verfallen mir ja nicht.

So. Das war es erstmal von mir.

LG Anna
Graureiherin
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Re: Gedankenkorrektur/Psychohygiene

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Du,

ich finde Deine Entscheidungen absolut gut. Die Therapie steht und fällt mit dem Therapeuten. Und ich finde es nahezu unverantwortlich was er zu Dir bezüglich Ängste gesagt hat.

Mit 15 mg Escitalopram fühlst Du Dich bestimmt besser und Du kannst, wenn Du einen guten Thera gefunden hast, an den Ängsten arbeiten. Reine Tiefenpsychologie würde ich nicht machen, Du benötigst konkrete Verhaltensanweisungen.

Alles Liebe Dir
die Graureiherin
postpartale Zwangserkrankung 10/2012
Cipralex bis 2014
Rückschlag 2015, wieder Escitalopram bis 15mg
langsame Reduzierung auf 5 mg Escitalopram seit Juli 2017
Verhaltenstherapie beendet seit September 2017
Anna81

Re: Gedankenkorrektur/Psychohygiene

Beitrag von Anna81 »

Hallo Graureiherin,

danke für deine Antwort. Ich hatte solche Angst, dass ihr mir sagt wie ich nur die Therapie abbrechen kann. Ich dachte die ganze Zeit, nein ich darf nicht abbrechen. Es wird sonst nur noch schlimmer. Ich stelle mich nich wenn ich abbrechen und und und.... Grade im Moment, in meinem Tief bin ich wieder sehr schnell verunsicherbar. Es brauchte einige Leute, die mir sagen mussten, dass es vollkommen ok ist wenn ich die Therapie beende!

Genauso schwer habe ich mich mit dem Hochsetzen des Medis getan. Ich habe eben Angst, dass es nicht hilft und ja nicht mehr so viel Luft nach oben ist. Da kommt das Sicherheitsdenken bei mir durch. Aber das ist ja doch doof. Ich könnte ja sogar noch einen Schritt machen auf 20mg. Und warum soll mir das nicht helfen...

Ich will jetzt stabil werden und dann weiter arbeiten. Ich habe ja schon Ansätze bekommen bzw. mir selbst angelernt und daran will ich weiter machen. Das war gut so. Nur der Typ ging leider gar nicht. Und ich hatte es eigentlich schon in den probatorischen Sitzungen gemerkt. Aber ich hatte mich eben so an den Strohhalm geklammert, dass es schon werden würde, er weiß ja sicher was er tut...

Ich brauche gerade viel Zuspruch und freue mich dann immer sehr über eure Antworten.

Danke!
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